Von wegen Laborunfall
Wuhan-Tiermarkt ist Ursprung der Corona-Pandemie

Zwei neue Studien haben einen Tiermarkt im chinesischen Wuhan als Ausgangspunkt der Corona-Pandemie ausgemacht – und die These eines Laborunfalls als Ursache entkräftet.
Publiziert: 27.07.2022 um 10:15 Uhr
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Aktualisiert: 28.07.2022 um 09:00 Uhr
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Hier soll Corona begonnen haben: Der Tiermarkt in der chinesischen Stadt Wuhan.
Foto: DUKAS

Seit Beginn der Corona-Pandemie ist es die grosse Frage: Wie konnte das überhaupt passieren? Manche vermuten gar einen Laborunfall. Doch das halten Wissenschaftler zweier neuer Studien für unwahrscheinlich. Sie sind davon überzeugt: Ausgangspunkt ist der Tiermarkt in der chinesischen Stadt Wuhan.

Die Untersuchungen hätten gezeigt, «dass es einfach nicht plausibel ist, dass dieses Virus auf eine andere Weise als durch den Handel mit Wildtieren auf dem Markt von Wuhan eingeschleppt wurde», sagte einer der Autoren der beiden Studien, der Virologe Michael Worobey von der University of Arizona, am Dienstag.

Die Arbeit wurde in der Fachzeitschrift «Science» veröffentlicht. Studienautor Worobey hatte im vergangenen Jahr einen offenen Brief unterzeichnet, in dem dazu aufgerufen wurde, die Theorie eines Laborunfalls im Institut für Virologie in Wuhan weiter in den Blick zu nehmen. Die seitdem gesammelten Erkenntnisse hätten ihn aber zum Umdenken bewegt, sagte der Virologe nun. Das Virus sei «auf diesem Markt entstanden und hat sich von dort aus ausgebreitet.»

Enge Verbindung zum Tiermarkt

Studien-Mitautor Kristian Andersen vom Scripps Research Institute sagte, die Theorie eines Laborlecks sei zwar nicht widerlegt. Es sei aber wichtig zu verstehen, «dass es mögliche und wahrscheinliche Szenarien gibt. Und dass möglich nicht gleich wahrscheinlich ist.»

Die beiden Studien zum Corona-Ursprung waren bereits als sogenannte Preprints veröffentlicht worden. Nach einer Begutachtung durch unabhängige Experten erscheinen sie nun in der renommierten Fachzeitschrift «Science».

In der ersten Untersuchung wurde die geografische Verteilung der ersten Covid-Fälle im Dezember 2019 analysiert, wobei sich zeigte, dass diese eng um den Huanan-Tiermarkt in Wuhan herum angesiedelt waren. Einige der ersten Patienten, die in der jüngeren Vergangenheit den Markt nicht besucht hatten, lebten in unmittelbarer Nähe des Marktes.

Erreger sprang von Tieren auf den Menschen über

Die Forscher analysierten zudem Virus-Proben, die sie im Januar 2020 auf dem Markt genommen hatten. Den Angaben zufolge konzentrierten sich diese auf den südwestlichen Teil des Marktes, wo lebende Tiere wie Füchse oder Marderhunde verkauft wurden.

Die zweite Studie nahm eine Genom-Analyse des Virus vor, das bei den ersten Corona-Patienten nachgewiesen wurde. Dabei untersuchten die Forscher zwei Abstimmungslinien des Erregers. Sie kamen zu dem Schluss, dass beide bei verschiedenen Ereignissen, im November und Dezember 2019, von Tieren auf dem Markt auf Menschen übergesprungen sind. Es sei unwahrscheinlich, dass das Virus vor November 2019 beim Menschen zirkulierte, schrieben die Wissenschaftler.

Die Corona-Pandemie hatte Ende 2019 in Wuhan ihren Ausgang genommen. Schon bald war darüber spekuliert worden, dass das Virus bei einem Unfall im Institut für Virologie in Wuhan entwichen sein könnte, in dem an Coronaviren geforscht wird. Die chinesische Regierung bestreitet dies energisch.

China verwehrte Zugang zu wichtigen Daten

Erst im Januar 2021 konnte dann ein internationales Experten-Team der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Wuhan besuchen. Der von den Experten vorgelegte Bericht lieferte aber keine klaren Ergebnisse zum Ursprung der Pandemie. Die sogenannte Labor-Theorie stuften die WHO-Experten damals als «extrem unwahrscheinlich» ein.

An dem Bericht und der Untersuchung selbst waren aber schnell Zweifel und Kritik laut geworden. Viele Länder äusserten Besorgnis darüber, dass den internationalen Experten bei ihrer Untersuchung in China Zugang zu wichtigen Daten verwehrt worden sei. Weitere Untersuchungen, wie auch von WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus (57) gefordert wurden, lehnt die chinesische Regierung bisher vehement ab. (SDA/jmh)

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