Von wegen 1600 km am Tag
Italiens bekannteste Pendlerin hat geschwindelt!

Ihre Geschichte ging viral – in Italien, Deutschland und in der Schweiz berichteten Medien über die unglaubliche Geschichte der Italienerin, die täglich 1600 Kilometer pendelt. Doch nun deutet alles darauf hin, dass die Frau gelogen hat.
Publiziert: 29.01.2023 um 12:40 Uhr
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Aktualisiert: 17.02.2023 um 12:41 Uhr
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Die Pendlerin Giuseppina Giuliano erzählte auf den sozialen Medien und gegenüber Zeitungen, dass sie täglich 1600 Kilometer pendelt.
Foto: Screenshot Il Giorno
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Jenny WagnerRedaktorin News

Um 5.09 Uhr fährt sie los, um 22.53 Uhr kommt sie wieder zu Hause an – und zwar montags bis samstags: Giuseppina Giuliano (29) erzählte der Zeitung «Il Giorno» von ihrem Alltag. 1600 Kilometer lege die Italienerin aus Neapel täglich zurück, um in Mailand in einer Kunstschule arbeiten zu können. Das Gehalt sei gut, reiche aber nicht für eine Wohnung. Nun stellt sich laut Recherchen von italienischen Medien heraus: Giulianos Geschichte ist ziemlich sicher nicht wahr.

Von Neapel nach Mailand braucht man selbst mit dem Höchstgeschwindigkeitszug 4 Stunden und 20 Minuten. 400 Euro im Monat zahlt sie für die Pendelei – verdächtig wenig. In den sozialen Medien wuchsen die Zweifel am Wahrheitsgehalt von Giulianos Arbeitsweg. Die Journalisten der italienischen Sendung «Le Iene» wollten es genau wissen.

Die Reporter machten sich auf den Weg und suchten sie im Zug, den sie angeblich täglich nehmen soll und warteten an den Gleisen. Doch von der Italienerin fehlte jede Spur. Die Journalisten fragten bei ihren Kollegen in der Kunstschule nach, wo Giuliano ist. Zeugen erzählten, dass sie die Pendlerin nur zwei Mal gesehen haben, danach habe sie sich krankgemeldet.

400 Euro pro Monat scheint unglaubwürdig

Schnell wird klar: Giuliano hat ordentlich geflunkert. Der Journalist von «Le Iene» fand heraus, dass die Pendlerin seit dem 19. Januar freigestellt ist, um sich um ihre Familie zu kümmern. Sie müsse erst wieder im August zur Arbeit erscheinen.

So weit, so gut, doch es geht noch weiter. Die Journalistin Violetta Fortunat, die den ersten Artikel im «Il Giorno» geschrieben hat, räumte ein, dass sie Giulianos 400-Euro-Tickets tatsächlich nie gesehen hat. Allerdings könne man laut Angaben der Redaktion durchaus auf den Preis kommen, indem man Vielfahrerrabatte und Coupons einlöst.

Giuliano schweigt zu Vorwürfen

Auf den sozialen Medien verlangen die Nutzer, dass Giuliano ihre Tickets öffentlich macht. Doch sowohl die Aufforderungen ihrer Follower, als auch die Medienanfragen, bleiben unbeantwortet.

Wie «Spiegel» berichtet, hat Giuliano in einer Instagram-Story am Freitag folgenden Spruch gepostet: «Du musst deine Entscheidungen vor niemandem verteidigen oder erklären. Es ist dein Leben. Lebe es ... ohne Ausreden.» Was ihr Statement bedeutet, darf wohl frei interpretiert werden.

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