Von Menstruations-Sprüchen zur Versöhnung
Die kühle Blonde und der Hitzkopf begraben das Kriegsbeil

Immer wieder teilte Trump gegen TV-Moderatorin Kelly aus – mit Sprüchen weit unter der Gürtellinie. Nun haben sich die beiden zum Interview getroffen. Wer eine Abrechnung Kellys erwartete, wurde bitter enttäuscht.
Publiziert: 18.05.2016 um 18:35 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 13:05 Uhr
Gregory Remez

Es war Hass auf den ersten Blick. Gleich beim ersten Aufeinandertreffen im vergangenen August gerieten Donald Trump (69), republikanischer Präsidentschaftsanwärter, und Megyn Kelly (45), Star-Moderatorin beim konservativen TV-Sender Fox News, heftig aneinander. 

IMAGE-ERROR (Image)Sie kritisierte ihn für seinen immer wieder durchsickernden Chauvinismus und Sexismus. Er konterte mit Sprüchen weit unter der Gürtellinie, bezeichnete die Moderatorin als «Bimbo» und verband ihre fordernde Art mit ihrem Menstruationszyklus. Dafür wurde er sogar von der eigenen Partei diszipliniert.

Ultimative Abrechnung? Mitnichten!

Die daraus resultierende Fehde war mitunter das Amüsanteste, was der republikanische Vorwahlkampf zu bieten hatte. Nachdem Trump eine Debatte der Republikaner boykottiert hatte, weil Kelly sie moderieren sollte, sahen sich die beiden im März dieses Jahres wieder. Und erneut wurde der Hitzkopf von der kühlen Blonden zerpflückt (BLICK berichtete).

Dementsprechend wurde das gestrige Interview der beiden mit Spannung erwartet. Im Vorfeld wurde es in den USA bereits als ultimative Abrechnung gefeiert. «Nichts ist tabu», hatte Kelly gedroht.

Doch siehe da: Entgegen der Erwartungen schlugen die beiden im Gespräch äusserst versöhnliche Töne an. Keine Spur mehr von der gegenseitigen Antipathie. Keine Retourkutsche von Kelly. Kein kritisches Wort von Trumps Lügen und widersprüchlichen Plänen. 

«Du hast ja meine Telefonnummer»

Nachdenklich meinte Trump zu seinen Auftritten im Vorwahlkampf: «Absolut, ich bedauere es. Ich will nicht darüber sprechen, was ich bedauere. Aber sicherlich hätte ich bestimmte Dinge anders machen können. Ich hätte vielleicht in der einen oder anderen Situation mich anders ausdrücken können. (...) Wenn ich mich nicht in der Art gegeben hätte, wie ich es gemacht habe, dann wäre ich nicht so erfolgreich gewesen.»

Der Schauplatz des Interviews, das samt Werbepausen keine 20 Minuten dauerte, war sinnbildlich für die ungewohnt entspannten Töne Trumps. Denn es fand nicht etwa im Fox-News-Studio, sondern in einem Konferenzraum im Trump Tower statt. Trump war nicht zu Gast bei Kelly, sie war zu Gast bei ihm. 

«Ich mag unsere Beziehung jetzt», meinte der Präsidentschaftsanwärter am Schluss lapidar. «Du hast ja jetzt meine Telefonnummer», erwiderte Kelly. Fast schon kitschig. Offenbar will es sich Rupert Murdochs Fox News jetzt, wo sich Trump die US-Präsidentschaftskandidatur so gut wie gesichert hat, nicht gänzlich mit ihm verbauen. Denn der Milliardär ist bekanntlich gut fürs Geschäft.

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