Die Ärztin Lisa-Maria K.* (†36) wurde vor wenigen Tagen leblos in ihrer Praxis in Österreich gefunden. Es wird von Suizid ausgegangen. Zuvor musste K. monatelang Beschimpfungen durch Impfgegner aushalten, wurde mehrmals mit dem Tod bedroht.
Nachdem zuerst entschieden wurde, die Leiche nicht zu obduzieren, kommt es nun zur Kehrtwende. Dies geschehe auf Wunsch der Angehörigen, teilte die Staatsanwaltschaft Wels am Mittwoch mit. Neue Hinweise würde es keine geben.
Deutsche ermitteln gegen einen Mann
Auch die deutschen Behörden verfolgen Spuren. Die Staatsanwaltschaft München hat in dem Fall Ermittlungen aufgenommen. «Es gibt ein Ermittlungsverfahren gegen eine männliche Person aus Oberbayern bei uns». Diese wird laut Medienberichten verdächtigt, der Medizinerin mit Folter und Mord gedroht zu haben.
Begonnen hatte alles, als sich die Medizinerin öffentlich über eine Impfgegner-Demonstration vor dem örtlichen Spital empörte. Plötzlich bekam sie sogar Morddrohungen. Und K. reagierte. Sie rüstete ihre Praxis auf. Liess Kameras installieren, Sicherheitstüren montieren und engagierte für mehrere Monate einen eigenen Sicherheitsdienst, um sich, die Mitarbeiter und die Patienten zu schützen.
«Es war alles zu viel»
Im vergangenen November erhielt sie eine Mail mit dem Betreff: «Ich werde dich hinrichten». Nebst diversen Drohungen schrieb der anonyme Absender: «Wenn ich schon einmal dabei bin, werde ich aber selbstverständlich alle anderen Mitarbeiter deiner Praxis auch abschlachten. Sollte ich zu viel Gegenwehr bekommen, wenn ich euch besuchen komme, knalle ich euch eben einfach ab. Wäre aber schade, dann hätten wir ja viel weniger Spass. Auf bald!»
Die Drohungen hielten an. Ende Juni schloss K. ihre Praxis und teilte mit, nie wieder zu öffnen. Die Drohungen veröffentlichte sie auf Twitter. In einem ihrer letzten Beiträge teilte sie mit: «Es war alles zu viel.»
«Werden digitale Gewalt mit der Härte des Gesetzes bekämpfen»
Die deutsche Regierung hat sich «tief bestürzt» gezeigt über den Tod der Ärztin. Am Mittwoch teilte ein Regierungssprecher mit, es sei Kanzler Olaf Scholz (SPD) und der Bundesregierung ein besonderes Anliegen, sich gemeinsam mit den österreichischen Freunden gegen den Hass zu stellen. Drohungen, Gewalt und Hetze seien auf das Schärfste zu verurteilen, gerade auch, wenn sie sich gegen medizinisches Personal und Ärztinnen und Ärzte richteten.
Die deutschen Sicherheitsbehörden kooperierten mit den österreichischen Behörden bei den Ermittlungen. «Digitaler Hass» im Internet bleibe viel zu häufig straflos, so der Sprecher. «Digitale Gewalt werden wir mit all unseren rechtsstaatlichen Mitteln und der Härte des Gesetzes bekämpfen.» (vof/chs/SDA)
*Name bekannt
Diese Stellen sind rund um die Uhr für Menschen in suizidalen Krisen und für ihr Umfeld da:
- Beratungstelefon der Dargebotenen Hand: Telefon 143 www.143.ch
- Beratungstelefon von Pro Juventute (für Kinder und Jugendliche): Telefon 147 www.147.ch
- Weitere Adressen und Informationen: www.reden-kann-retten.ch
Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben
- Refugium – Verein für Hinterbliebene nach Suizid: www.verein-refugium.ch
- Nebelmeer – Perspektiven nach dem Suizid eines Elternteils: www.nebelmeer.net
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- Beratungstelefon von Pro Juventute (für Kinder und Jugendliche): Telefon 147 www.147.ch
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Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben
- Refugium – Verein für Hinterbliebene nach Suizid: www.verein-refugium.ch
- Nebelmeer – Perspektiven nach dem Suizid eines Elternteils: www.nebelmeer.net