Madrid droht eine neue Rekordkälte. Die Temperaturen könnten in den kommenden Nächten auf bis zu minus zehn Grad fallen, in höher gelegenen Städten auch noch weit darunter.
«Wir haben die Heizung voll aufgedreht, aber es ist trotzdem kalt», beklagte sich ein Madrilene. Ein Nachbar hat sogar nur Heizlüfter und eine Wärmflasche. «Ich komme mir vor wie in einem Iglu», erzählt er.
Von der Pracht zum Ärgernis
Während die weisse Pracht am Wochenende noch für ausgelassene Schneeballschlachten wie etwa an der berühmten Puerta del Sol im Herzen Madrids sorgte, wurden die Schneemassen am Beginn der Arbeitswoche für viele auch zu einem echten Ärgernis. Schulen mussten schliessen, der Nachschub an Gemüse, Obst und Fleisch in Geschäften stockte.
In einem Supermarkt des Stadtteils Vallecas wurde am Morgen plötzlich das gesamte Personal per Lautsprecherdurchsage auf die Strasse beordert. «Der Lastwagen kam wegen des Schnees nicht an die Laderampe und die Obstladung musste per Hand entladen werden», erzählte eine Anwohnerin.
Jahrhundertwinter und Coronakrise
Besonders schlimm blieb die Lage im Armenviertel Cañada Real südöstlich von Madrid. In der illegalen Slum-Siedlung haben die rund 4500 Bewohner schon seit drei Monaten keinen Strom. Der linke Vize-Regierungschef Pablo Iglesias forderte das zuständige Stromversorgungsunternehmen wegen der Kälte auf, die Siedlung sofort wieder an das Stromnetz anzuschliessen.
Laut der Stadt Madrid ist der Strom aber gar nicht weg, sondern das Netz breche immer wieder zusammen. Die Behörden begannen mit der Verteilung von Gasflaschen und Heizstrahlern, wie das staatliche Fernsehen RTVE weiter berichtete. Der Jahrhundertwinter trifft Spanien mitten in der Corona-Krise. Schnee und Eis behinderten dabei auch die gerade erst mit Schwierigkeiten angelaufene Impfkampagne.
Verkehr lahmgelegt
Relativ kalte Winter sind in Madrid nicht ungewöhnlich. Die Stadt liegt rund 650 Meter über dem Meeresspiegel und mehr als 300 Kilometer vom Meer entfernt, hat also ein eher kontinentales Klima. Aber auf solche Schneemassen wie am Wochenende und für die angekündigte Kältewelle sind weder die Behörden noch die Menschen vorbereitet. Bisher starben landesweit vier Menschen.
Die Räumdienste arbeiteten seit dem Ende der Schneefälle am Samstagabend gegen die Zeit, um zumindest die wichtigsten Strassen passierbar zu machen. Am Montag wurden sogar Spitzhacken eingesetzt, um das Eis zu entfernen. Eine erhebliche Gefahr stellten auch von Dächern herabfallende grosse Eisbrocken dar.
Sich in Madrid fortzubewegen, war deshalb auch am Montag noch schwierig. Selbst auf Hauptstrassen wie etwa der Atochastrasse im Stadtzentrum war meist nur eine Fahrspur geräumt, während Gehwege gefährlichen Eispisten glichen. Die wenigen Menschen, die ihr Haus etwa für Einkäufe verliessen, gingen auf den Fahrbahnen, auf denen ohnehin kaum Autos unterwegs waren. (SDA)