Von der kleinen Buchhalterin zur 100-Millionen-Betrügerin
Wie Aurélie Bard süchtig nach Luxus wurde

Das glamouröse Leben von Aurélie Bard endete abrupt, als sie wegen Betrugs in Höhe von 100 Millionen Euro verhaftet wurde. Die 39-jährige Unternehmerin führte ein Doppelleben. Wer ist Bard und wie blieb ihr Betrug lange unbemerkt?
Publiziert: 03.10.2024 um 14:54 Uhr
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Die Buchhalterin Aurélie Bard hat den Mode-Giganten Kiabi um unglaubliche 100 Millionen Euro betrogen.
Foto: Instagram

Auf einen Blick

  • Luxus, Gier und Betrug bestimmen Aurélie Bards Leben
  • Bard veruntreute 100 Millionen Euro von ihrem Arbeitgeber
  • Sie wurde am 22. August in Südkorsika verhaftet
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Christina BenzRedaktorin News

Privatjet, Promi-Freunde, teure Hotels. Aurélie Bard (39) lebte auf der Überholspur. Sie schuf sich ein Imperium mit mehreren erfolgreichen Firmen in verschiedenen Branchen. Doch dann kam der Absturz. Festnahme. Untersuchungshaft. 

Der Grund: Die ehemalige Finanzberaterin des Modegiganten Kiabi soll den Konzern um unglaubliche 100 Millionen Euro (rund 94'000'000 Franken) betrogen haben. Ob sie das ganze Geld gebraucht hat, um ihr Imperium aufzubauen, ist unklar.

Wie konnte die Französin überhaupt so viel Geld stehlen? Und dachte sie, dass sie mit dem Betrug davonkommt? Ein Blick auf die Vita von Bard zeigt: Luxus war lange kein Teil ihres Lebens.

Durch Profi-Fusballer lernte sie Luxus kennen

Sie wuchs in Bordeaux im Südwesten von Frankreich auf. Nicht umgeben von Bling-Bling, sondern in einer ganz normalen Familie der Mittelschicht, wie die französische Zeitung «Le Parisien» berichtet. Sie begann ihre Karriere als Buchhalterin in einem Kulturunternehmen. Laut ehemaligen Bekannten war die Französin zu dieser Zeit in einer «episodische Beziehung» mit einem französischen Profifussballer. Durch ihn kommt sie zum ersten Mal mit dem Luxusleben in Berührung. Eine Zeit, die sie prägt. Die Beziehung soll Anfang der 2010er Jahre in die Brüche gegangen sein.

Bard arbeitete hart, machte Überstunden. Sie klettert die Karriereleiter hoch. Dann 2017 die wegweisende Entscheidung: Die Französin kündigt ihre Position als Schatzmeisterin und zieht voller Ehrgeiz nach Paris.

Sie lebte massiv über ihre Verhältnisse

Sie will mehr Verantwortung und Gehalt und kontaktiert deshalb eine Personalvermittlungsfirma. Laut «Le Parisien» schreibt der Berater, Bard zeige «eine gewisse Gleichgültigkeit» und sei «schwer zu lesen». Allerdings habe sie «eine starke emotionale Kontrolle» und analysiere sorgfältig «die Risiken und möglichen Konsequenzen», bevor sie handelt.

Sie bekommt die Stelle als Finanzchefin, mit einem Monatsgehalt von 4400 Euro (etwa 4125 Franken). Das Geld reicht nicht für den Luxus, den Bard will. Die Folge: Sie lebt über ihre Verhältnisse – und wie. Sie kauft teure Kleider, fährt einen Mercedes-Benz. Kollegen und neuen Freunden erzählt sie, dass sie aus einer wohlhabenden Familie stammt. Sie lebt die Luxus-Lüge. 

Berater-Firma mit Geld vom Papa gegründet

Was niemand ahnt: Schon zu diesem Zeitpunkt lebt sie auf Pump. Das Geld, von dem sie ihr Luxusleben finanziert, gehört nicht ihr, sondern ihr Arbeitgeber. Sie zwackt sich 760'000 Euro (gut 710'000 Franken) ab. Die Masche: gefälschte Rechnungen. Lange geht es nicht gut. Der Betrug fliegt schliesslich auf. Das Unternehmen bemerkt das fehlende Geld. Die Französin wird im Dezember 2018 gefeuert. 

Trotzdem macht sie weiter Karriere. Mit etwas Geld ihres Vaters gründet die Französin die Firma APF Consulting und bietet dem Mode-Giganten Kiabi ihre buchhalterische Expertise an. Die Zusammenarbeit läuft gut. Und Kiabi ahnt nichts von dem früheren Betrug. Das Unternehmen schätzt die Arbeit, Bard gewinnt Vertrauen.

Dann 2023 der grosse Bluff: Bard verspricht Kiabi 100 Millionen Euro in einem angeblich lukrativen Fond zu investieren. Der Mode-Gigant genehmigt die Transaktion. Danach beendet Bard die Zusammenarbeit mit dem Unternehmen. Es ist der grosse Coup der Französin. Sie hat Millionen in der Tasche und zieht nach Miami in den USA. Sie gründet Firmen und arbeitet als Innenarchitektin für die Schönen und Reichen. Doch ihr Kartenhaus beginnt zu wackeln.

Nachfrage bei der Bank – dann der Schock

Ein Jahr später erkundigt Kiabi sich bei der Bank, was aus der Anlage geworden ist. Dann der Schock: Das Geld war weg. Die Französin soll die Millionen durch rasche Überweisungen von einem ausländischen Konto zum nächsten verschoben haben, die unmittelbar danach wieder geschlossen wurden. Darunter auch auf Konten in Steuerparadiesen. Um die Spuren zu verwischen, musste alles schnell ablaufen.

Das Modeunternehmen verständigte die Polizei und Bard wurde am 12. August in Korsika verhaftet. Die Ermittler empfingen sie vor den Stufen ihres Privatjets. Bei der Festnahme fanden die Beamten in ihrem Gepäck Schmuck und Luxusgüter im Wert von mehr als 500'000 Euro.


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