Donald Trump wird als Präsidentschaftskandidat verkündet
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Kandidat der Republikaner:Trump wird als Präsidentschaftskandidat verkündet

Jetzt ist J. D. Vance sein Vize-Kandidat
Früher nannte er Trump «Amerikas Hitler»

Trumps Wahl von J. D. Vance als Vize ehrt einen Jungpolitiker, der eine erstaunliche Wandlung vom harschen Trump-Kritiker zum kämpferischen Trump-Verfechter vollzogen hat. Vance wäre einer der jüngsten Vizepräsidenten in der Geschichte der USA.
Publiziert: 16.07.2024 um 01:03 Uhr
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Aktualisiert: 17.07.2024 um 02:34 Uhr
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Er wäre einer der jüngsten Vizepräsidenten in der Geschichte der Vereinigten Staaten: der 39-jährige J. D. Vance.
Foto: Keystone
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Daniel KestenholzRedaktor Nachtdienst

Die Halle bebt, als J. D. Vance (39) ins Scheinwerferlicht taucht. An seiner Seite am Parteitag der Republikaner: Gattin Usha Chilukuri, die er schon seit Studentenzeiten kennt. Vance schüttelt Hände, lässt Selfies machen, umarmt Delegierte, steht schliesslich still. Unter Jubel wird er zum Vizepräsidentschaftskandidaten der Konservativen gekürt.

Hatte sich US-Präsidentschaftsanwärter Donald Trump (78) vor acht Jahren mit Mike Pence (65) noch für einen vergleichsweisen Gentleman entschieden, fällt die Wahl mit Vance auf einen Heisssporn. Trump geht mit dem Ohio-Senator ins November-Rennen, der sich in seinen Memoiren 2016 selber als «Hinterwäldler» bezeichnete. Und seither eine erstaunliche Wandlung vollzogen hat.

Die «Hinterwäldler-Elegie»-Memoiren machten Vance berühmt. Seither hat sich der damals sanftere, mollige Autor darum bemüht, seine weichere Seite zu verdecken. 2022 zum Senator gewählt, gilt J. D. Vance als Senkrechtstarter der Republikaner. Sein Bart, so heisst es, den er sich dann wachsen liess, sei ein «Maskulinismus-Ding». Soll ihn zäher, härter erscheinen lassen.

Vom Trump-Feind zum -Freund

Am 2. August wird Vance 40. Bei einem Wahlsieg wäre er der jüngste US-Vizepräsident, seit Richard Nixon (1913-1994) unter Präsident Dwight D. Eisenhower (1890-1969) diente. Nixon war damals 39.

Noch vor ein paar Jahren beklagte Vance den Aufstieg von Trump selbst, nannte sich einen «Nie-Trump-Typen». Seitdem er sein Interesse an der Vizekandidatur angekündigt hat, vollzog Vance eine 180-Grad-Kehrtwende gegenüber Trump – und gibt sich angriffslustiger, kämpferischer als der sensible, literarisch orientierte Mann, als den er sich noch in seinem Erfolgsbuch beschrieb.

Gegner belächeln Vance auch als «radikalisiert» und – so US-Präsident Joe Biden (81) – «Trump-Klon». Viele fragen sich, was mit James David Vance passiert sei. Noch 2016 hatte er in einem Interview mit dem US-Radiosyndikat NPR gesagt: «Ich kann Trump nicht ertragen. Ich denke, dass er schädlich ist und die weisse Arbeiterklasse an einen sehr dunklen Ort führt.»

Der Provinzler greift nach Washington

Heute bezeichnet sich Vance als strikte anti-woke, nationalistisch konservativ und stark katholisch. Wie Trump sieht auch er sich dem ungarischen Premier Viktor Orbán (61) nahe und hat nicht vergessen, woher er kommt: aus der erst Kentucky-, dann Ohio-Provinz, Sinnbild für den Alltag vieler auch enttäuschter Demokraten, auf die Republikaner im November hoffen.

Stramm steht der ehemalige Marines-Elitesoldat hinter der Trump-Politik, die Demokraten als Hardliner-Politik verurteilen, darunter Grenzschliessung für papierlose Migranten, Massendeportationen sowie Skepsis gegenüber der Einmischung der USA in ausländische Konflikte, insbesondere den Krieg zwischen Russland und der Ukraine.

Der seit 2014 verheiratete Vater von drei Kindern steht für populistischen Konservativismus, der auch traditionelle republikanische Ansichten ablehnen und überparteilich handeln kann. 

Vance gibt sich als Mann der Arbeiter und Angestellten. In seiner «Hinterwäldler-Elegie» porträtierte er die wirtschaftlichen Kräfte, die die industrielle Basis seiner Heimatstadt ausgehöhlt und Probleme wie häusliche Gewalt und Opioidmissbrauch verursacht hatten. Jetzt will er in die Hauptstadt Washington. Trump, der noch am Sonntag über die Person seines Vizes gewerweisst haben soll, erteilte Vance jetzt den Segen.

Geniestreich von Trump

Mit Vance hat es Trump geschafft, einen ehemaligen scharfen Kritiker zum treuen Mitstreiter und Fürsprecher zu formen. Auch Vance nannte Trump einst «Amerikas Hitler». «Das macht ihn jetzt wohl zu Amerikas Heinrich Himmler», giftelt das Demokraten-Newsportal MTN in einer bissigen Attacke. Dieser Vance löschte 2022 beim Aufstieg in den Senat alle umstrittenen Trump-Tweets. Ein Wendehals sondergleichen? Später erklärte sich Vance mit den Worten: «Ich habe den Lügen und Verzerrungen der Medien geglaubt. Ich habe die Vorstellung geglaubt, dass Trump irgendwie ganz anders sein würde, eine schreckliche Bedrohung für die Demokratie. Es war ein Witz.»

Die Vance-Wahl ist ein Geniestreich von Trump. Vance hasste ihn einst, verehrt ihn jetzt. Wenn Trump Vance bekehren kann, dann auch Demokraten.

«Bulldogge»?

Welche Töne er als Vizepräsident anschlagen könnte, machte der Vertreter der «neuen Rechten» nach dem Trump-Attentat am Wochenende deutlich: Statt wie andere Politiker zu Vernunft und Dialog im Land zu mahnen, gab er US-Präsident Biden persönlich die Schuld für die Attacke. Auf X schrieb Vance, die Wahlkampagne des Demokraten sei komplett darauf ausgerichtet, Trump als autoritären Faschisten darzustellen, der um jeden Preis gestoppt werden müsse. US-Medien bezeichnen Vance deshalb schon jetzt als «Bulldogge» – als einen Vize, der für Trump in die Bresche springt. Komme, was wolle.

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