Tidjane Thiams (61) Zeit als Chef der Credit Suisse endete schmucklos. Vielleicht war der Afrikaner in der Finanzwelt auch nie richtig.
Er entstammt einer Politikerfamilie, war in den 1990er-Jahren Minister für Planung und Entwicklung in seinem Heimatland. Die Staatskunst hat den Ivorer nach dem Ausflug in die Schweiz offenbar wieder in den Bann gezogen. Thiam will nicht nur Chef der demokratischen Partei in der Elfenbeinküste (PDCI) werden, sondern am besten auch Präsident.
81-Jähriger regiert die Elfenbeinküste
Am Samstag entscheiden die rund 6000 PDCI-Delegierten bei einer Abstimmung, ob Thiam oder einer seiner vier Konkurrenten den Chefposten bekommt. Setzt der Ex-CS-Chef sich durch, stehen die Chancen nicht schlecht, dass er 2025 als Kandidat bei den Präsidentschaftswahlen antritt.
Sebastian van Baalen, Assistenzprofessor an der schwedischen Universität Uppsala und Experte, was die Politik in der Elfenbeinküste angeht, sagt in der «Financial Times», was für Thiam spricht. Der Ex-Manager sei relativ jung für die von älteren Politikern dominierte ivorische Präsidentenlandschaft. Aktuell hat Alassane Ouattara (81) den Präsidentenposten inne. Er absolviert seine dritte Amtszeit, obwohl die Verfassung nur zwei erlaubt.
Thiam leitete Ende der Credit Suisse ein
Während Thiam am Polit-Einstieg arbeitet, ist die Schweiz noch immer damit beschäftigt, den Untergang der Credit Suisse aufzuarbeiten. Im März wies Thiam in einem Meinungsbeitrag in der «Financial Times» potenzielle Kritik zurück. Die CS habe zum Zeitpunkt seines Rücktritts «nach einer tiefgreifenden Restrukturierung gerade den höchsten Gewinn seit zehn Jahren erzielt». In den folgenden Jahren sei «einiges schiefgelaufen».
Dabei war es der Nichtbanker Thiam, der die Bank an der CS-Spitze massgeblich dezentralisierte und die Riskokontrolle enorm schwächte. Dies machte sich in teuren Fehlinvestitionen bemerkbar. Die Milliarden-Pleiten von Greensill und Archegos leiteten das Ende der Bank ein. (nad)