Kamala Harris (56) führt aus, was Joe Biden (78) nicht kann. Präsidial begleitet die neue Nummer 2 in den USA ihren Vorgänger Mike Pence (61) nach der Vereidigungszeremonie die Stufen des Kapitols hinunter. Auf halbem Weg bleibt die erste schwarze Vizepräsidentin der USA stehen, an ihrer Seite Ehemann Doug Emhoff (56), der erste jüdische «Second Gentleman». Das Duo scherzt fröhlich mit dem ehemaligen Trump-Vize und dessen Frau Karen (64). Es ist ehrliches, herzliches Lachen zu hören. Dann steigt das eine Ehepaar in einen schwarzen SUV und entschwindet in sein neues ziviles Leben, und das andere Ehepaar winkt und steigt dann unter Applaus die Stufen zum Herzen der Demokratie wieder hinauf. Friedlicher Machtwechsel: gelungen.
Traditionell wäre es an Joe Biden (78) gewesen, seinen Vorgänger nach der Amtsübergabe zu begleiten. Doch weil Trump die Amtseinführung boykottierte, musste seine Vize ran. Ein Moment mit Symbolcharakter für seine künftige Präsidentschaft mit einer starken Stellvertreterin an der Seite.
Mit Harris bekommt das Amt neues Gewicht
«Wir feiern unsere erste schwarze und erste asiatischstämmige Vizepräsidentin – die erste Frau in diesem Amt überhaupt: Kamala Harris, die auf dieser Tribüne auf den Schultern so vieler steht, die den Weg bis zum heutigen Tag geebnet haben», würdigte Senatorin Amy Klobuchar (60) die Ausnahme-Politikerin und ihre Bedeutung für die Rassengleichheit zu Beginn der Zeremonie. Vereidigt wurde Harris von Sonia Sotomayor (66), der ersten Latina am Obersten Gerichtshof.
Wie auch die Ex-First-Ladies Michelle Obama (57) und Hillary Clinton (73) trug Kamala Harris bei der Zeremonie ein lila Kostüm: eine Hommage an Shirley Chisholm (1924–2005), die sich 1972 als erste Frau und Afroamerikanerin um die Präsidentschaftskandidatur beworben hatte. Dazu trug Harris ihr Lieblingsaccessoire: auffällige Perlen. Ein anderes Markenzeichen liess sie an diesem besonderen Tag weg: die heiss geliebten Chucks.
«Vogue»-Sonderausgabe mit neuem Cover
Mit den sportlichen Freizeitschuhen ist sie sogar auf dem Cover der aktuellen Februar-Ausgabe der US-amerikanischen «Vogue» zu sehen. Das Foto wurde heftig kritisiert – auch weil Harris' Teint unnatürlich hell wirkte. Kurzerhand druckte die Redaktion zur Amtseinführung eine Sonderausgabe, auf der Harris nun entschlossen im blauen Hosenanzug in die Kamera blickt. Bei ihrer Nominierung hatte Biden sie als «furchtlose Kämpferin für den kleinen Mann und eine der besten öffentlichen Bediensteten des Landes» vorgestellt. In Kalifornien machte sich die Tochter einer Inderin und eines Jamaikaners als oberste Staatsanwältin einen Namen, seit 2016 sitzt sie im US-Senat.
Vizepräsidenten haben schon öfter ihre Chefs in den Schatten gestellt. Etwa Dick Cheney (79), der wahre Drahtzieher in George W. Bushs Präsidentschaft. Mit Harris aber bekommt das Amt neues Gewicht. Biden muss das Land nun einen, Harris wird es nach vorne bringen müssen. Sie steht parat, wenn er ausfällt. Und sie liefert wegen der knappen Mehrheitsverhältnisse die ausschlaggebende Stimme im Senat. Er ist der Präsident für den Übergang, sie die Präsidentin für die Zukunft.