Tag, Ort, Uhrzeit: All das ist gleich, wenn ein neuer Präsident in den USA vereidigt wird. 20. Januar, Washington D.C., Mittagszeit. Die Amtseinführung unterscheidet sich nur in Nuancen. Etwa in der Auswahl der Gäste – oder der Anzahl der Zuschauer.
Das fiel auch einem Reuters-Fotografen auf, der Donald Trumps Vereidigung heute vor vier Jahren vom Washington Monument aus fotografierte. Verglichen mit Obamas Amtseinführung 2009 (rund 1,8 Millionen Zuschauer) herrschte auf der National Mall gähnende Leere.
Reuters veröffentlichte die beiden Fotos – und Trump tobte. Sein damaliger Pressesprecher Sean Spicer (49) teilte auf Trumps Geheiss hin gleich am ersten Amtstag mit: «Das war das grösste Publikum bei einer Amtseinführung jemals, Punkt. Sowohl persönlich als auch weltweit.»
Trump pocht auf 1,5 Millionen Zuschauer
Trump selbst schimpfte am selben Tag bei einem Besuch im CIA-Hauptquartier: «Unehrliche Medien!» Und behauptete: Die Medien zeigten falsche Bilder. Entgegen den Statistiken und Schätzungen von 300'000 bis 600'000 Zuschauern auf Basis von Bildmaterial und Verkehrsdaten hielt Trump daran fest, dass er 1,5 Millionen Zuschauer gehabt habe.
Später kam raus: Die offiziellen Fotos vom National Park Service, der die Reuters-Fotos sogar in den sozialen Netzwerken geteilt hatte, liess Trump so zurechtschneiden, dass es voller aussah. Die Zuschauerzahl war auch nicht die einzige Kontroverse um Trumps Amtseinführung. Die Staatsanwaltschaft ermittelt noch immer wegen möglichen Betrugs, Geldwäsche und Falschaussagen gegen das Organisationskomitee.
Immerhin, ein letzter Triumph ist Trump vergönnt: Die Amtseinführung seines Nachfolgers wird definitiv kleiner sein als seine. Aus Corona- und Sicherheitsgründen wurden Fans gebeten, zu Hause zu bleiben.