Virologe Drosten überzeugt
Bessere Bildung führt zu höherer Impfquote

In Ländern mit besserer Bildung ist auch die Impfquote höher. Davon ist der deutsche Virologe Christian Drosten (49) überzeugt.
Publiziert: 01.10.2021 um 12:16 Uhr
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Star-Virologe Christian Drosten (49) ist überzeugt, dass die Impfquote mit dem Bildungsstand zusammenhängt.
Foto: AFP

Star-Virologe Christian Drosten (49) ist angesichts der weiterhin tiefen Impfquote in vielen Ländern Westeuropas nicht überzeugt, dass die Corona-Pandemie bereits zu Ende ist.

In Deutschland etwa nimmt die Inzidenz im Osten des Landes wieder zu, das sei kein gutes Zeichen. «Ich denke, da deutet sich jetzt die Herbst- und Winterwelle an, die wir im Oktober wohl wieder sehen werden», sagte Drosten im NDR-Podcast «Coronavirus-Update».

Die skandinavischen Länder hingegen hätten aufgrund der hohen Impfquote einen klaren Vorteil bei der Bekämpfung der Pandemie, so der Virologe weiter.

In Dänemark etwa herrsche ein sehr hoher Bildungsgrad, weswegen sich die Leute eher impfen liessen. Drosten: «Die Impfquote bei den Älteren ist ein grosser Unterschied zu beispielsweise Dänemark. Man kann das ein bisschen verallgemeinern: In Skandinavien herrscht ein sehr hoher Informations- und Bildungsgrad, viele Leute verstehen einfach, wofür die Impfung gut ist, es herrscht weniger Zögerlichkeit bei den Impfungen.»

Daher sei die Impfquote vor allem bei den Personen über 60 Jahren deutlich höher. «In Deutschland sind wir überhaupt nicht dort.»

Erneut expotenzieller Anstieg der Infektionen befürchtet

In der Schweiz sind die Zahlen vergleichbar mit Deutschland. So sind etwa bei den Personen über 80 Jahren fast 87 Prozent doppelt gepikst. Allerdings nimmt die Impfquote bei den Jüngeren stark ab.

Bei den 20- bis 29-jährigen etwa sind nur gerade 52 Prozent aller Personen doppelt geimpft. Die Impfquote über die gesamte Bevölkerung liegt bei 64 Prozent, praktisch gleich wie in Deutschland.

Das reiche noch nicht, sagte Drosten. Er gehe davon aus, dass sich wie im Vorjahr das Virus in den kommenden Monaten wieder stärker verbreiten werde. Vor einem Jahr etwa sei es in der zweiten Oktoberhälfte eindeutig gewesen, «dass wir wieder in einen exponentiellen Anstieg gehen.» Angesichts der aktuellen Impfquote könnte sich dieses Szenario wiederholen.

«Zahlen sehen übel aus»

Deswegen müsse das oberste Ziel sein, die Impflücken zu schliessen. «Man muss Ungeimpfte überzeugen oder auch sonst dazu bringen, sich impfen zu lassen», sagte Drosten weiter. «Die Wissenschaft hat geliefert, die Impfung ist da. Nun ist die Politik gefordert.»

Den aktuellen Impffortschritt analysiert der Star-Virologe knapp mit den Worten: «Die Zahlen im Moment sehen übel aus.» (zis)

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