Rettungskräfte tragen Verletzte aus dem Hintereingang
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Nach Einsturz von Beach Club:Rettungskräfte tragen Verletzte aus dem Hintereingang

Auswanderer-Paar Robens trauert um Held von Mallorca Abdoulaye D. (†44)
«Er war unser stärkster Kunde»

Bei dem tragischen Gebäudeeinsturz auf Mallorca kamen vier Menschen ums Leben. Darunter ein Türsteher, eine Kellnerin und der Chef des Beachclubs.
Publiziert: 24.05.2024 um 07:24 Uhr
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Aktualisiert: 24.05.2024 um 13:13 Uhr
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Tragödie am Ballermann: Beim Einsturz eines voll besetzten Restaurants an der Playa de Palma auf Mallorca sind am Donnerstagabend mindestens vier Menschen ums Leben gekommen.
Foto: keystone-sda.ch

Mallorca steht unter Schock: Das Gebäude, in dem sich der beliebte Medusa Beach Club befindet, ist am Donnerstagabend plötzlich eingestürzt. Nach Angaben der Rettungskräfte stürzte das Dach des zweistöckigen Gebäudes ein. Die Ursache war zunächst unklar.

Vier Menschen kamen dabei ums Leben, laut mallorquinischen Behörden handelt es sich um einen Mann und drei Frauen. Darunter Abdoulaye D.* (†44), ein bekannter Ballermann-Türsteher, wie die Zeitung «Ultima Hora» berichtet.

Er ist auf der Ferien-Insel als Held bekannt, weil er 2017 einen Spanier vor dem Ertrinken gerettet hatte. Der Mann war damals am Abend noch ins Meer gegangen, aber nicht mehr gegen die Strömung angekommen. Seine verzweifelte Frau rief um Hilfe. Abdoulaye D. sprang ins Wasser und rettete dem Spanier das Leben. 

«Er war unser stärkster Kunde»

Abdoulaye D. trainierte in ihrem Fitnessstudio. «Es ist Wahnsinn. Er arbeitet dort, wo es täglich Schlägereien gibt, und es passiert nichts. Und dann geht er nur ins Medusa zum Essen und dann stürzt über ihm die Decke zusammen. Er war unser stärkster Kunde», sagt Caro Robens zur «Mallorca Zeitung». Als das Paar hörte, das D. unter den Toten sei, haben sie es zuerst nicht glauben wollen. «Wir haben einfach nur gehofft, dass er es nicht war, dass es ein Versehen war.»

Caro und Andreas Robens lernten sich 2010 auf Mallorca kennen und heirateten nur wenige Monate später. Seit zwölf Jahren führen die Sportliebhaber auf Mallorca ihr eigenes Fitnessstudio, das Iron Gym. Neben «Goodbye Deutschland» waren die beiden polarisierenden Persönlichkeiten auch schon im «Sommerhaus der Stars» zu sehen. 

Neben dem Türsteher aus Senegal wurde eine Kellnerin (†23) des Beach Clubs aus Spanien getötet. Ausserdem zwei Frauen aus Deutschland. Sie sollen zwischen 20 und 30 Jahre alt sein. 

«Es hörte sich wie eine Bombe an»

16 Menschen wurden bei dem Einsturz verletzt, manche von ihnen schwer, erklärten die Rettungsdienste. Sieben der Verletzten seien in kritischem Zustand, hiess es. Die neun restlichen seien alle schwer verletzt, aber ausser Lebensgefahr. Unter den Opfern seien Menschen «mehrerer Nationalitäten», sagte eine Sprecherin der Rettungskräfte der Nachrichtenagentur AFP, ohne nähere Angaben dazu zu machen. Ob sich Schweizer unter den Verletzten befinden, ist unklar. Das EDA hat sich auf Anfrage von Blick bislang nicht geäussert.

Javier, ein Bewohner der Playa de Palma, war in unmittelbarer Nähe, als das Gebäude an der Strasse Cartago schnell wie ein Kartenhaus, aber mit lautem Getöse in sich zusammenfiel. «Es hörte sich wie eine Bombe an», erzählte er einem Reporter der Regionalzeitung «Ultima Hora». Andere Menschen sagten, das Gebäude sei erst «vor ein paar Jahren» renoviert worden. Der Teil im ersten Stock, der einstürzte, sei als Chill-out-Bereich genutzt worden.

Zum Zeitpunkt des Einsturzes seien viele Gäste im Restaurant gewesen, das zum Teil auch als Cocktailbar mit Livemusik fungierte, berichteten Medien. Einsatzkräfte der Polizei, der Feuerwehr und der mallorquinischen Notfalldienste seien schnell vor Ort gewesen. Die angrenzenden Lokale und Wohnhäuser wurden aufgrund von Einsturzgefahr evakuiert, das Gebiet abgeriegelt. Psychologen und Ärzte betreuten am Unglücksort noch Stunden nach dem Einsturz Leichtverletzte, Angehörige der Opfer und sichtlich mitgenommene Zeugen der Tragödie.

Bürgermeister ruft dreitägige Trauer aus

Bis zu 1000 Menschen hätten sich unmittelbar nach dem Einsturz vor dem Unfallort versammelt, berichteten die Regionalzeitungen «Diario de Mallorca» und «Ultima Hora». Angehörige von Mitarbeitern bangten um ihre Lieben, Schaulustige debattierten über die möglichen Ursachen. Immer wieder musste die Polizei die Menge bitten, ruhig zu sein, damit die Rettungsteams die Stimmen möglicher Überlebender unter den Trümmern hören könnten.

Die regionale Ministerpräsidentin Marga Prohens, der Bürgermeister von Palma, Jaime Martínez, und der erste stellvertretende Bürgermeister, Javier Bonet, fuhren ebenfalls schnell zum Strand, um sich vor Ort ein Bild von der Tragödie und den Rettungsarbeiten zu machen. Bürgermeister Martínez rief eine dreitägige Trauer aus.

Nach dem Start der Party-Saison sind seit Ende April wieder zahlreiche Touristen an der Playa de Palma, die – anders als die Besucher der Briten-Partyhochburg Magaluf westlich von Palma – mehrheitlich aus Deutschland kommen.

* Name bekannt 

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