Beim Einschlag zahlreicher Mörsergranaten in der afghanischen Hauptstadt Kabul sind mindestens acht Menschen getötet worden. Weitere 31 Menschen seien bei dem Angriff verletzt worden, teilte ein Sprecher des Innenministeriums am Samstag mit. Demnach schlugen 23 Granaten überwiegend in Wohngebieten ein. Zunächst bekannte sich niemand zu der Mörserattacke.
In der schwer gesicherten Grünen Zone im Herzen Kabuls lösten Augenzeugen zufolge mehrere Botschaften Alarm aus. Der Staatssender RTA veröffentlichte Fotos eines ausgebrannten Kleinlasters, von dem die Granaten abgefeuert worden sein sollen. Die militant-islamistischen Taliban dementierten, für die Attacke verantwortlich zu sein.
Immer wieder Angriffe
Im August hatte es einen ähnlichen Angriff gegeben. Damals schlugen in Kabul mehr als ein Dutzend Raketen ein. Mehrere Menschen wurden bei der Attacke verletzt und getötet.
Damals reklamierte die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) den Angriff für sich. Trotz der Aufnahme innerafghanischer Friedensgespräche zwischen den militant-islamistischen Taliban und der Republik geht der Konflikt im Land weiter. Auch der IS verübt regelmässig Anschläge.
Truppenabzug könnte Taliban in die Hände spielen
US-Aussenminister Mike Pompeo reiste unterdessen in die Region und will in Katar Verhandlungsdelegationen der Konfliktparteien treffen. Die USA hatten mit den Taliban Ende Februar ein Abkommen unterzeichnet, das einen schrittweisen Abzug der Nato-Truppen aus Afghanistan vorsieht. Im Gegenzug verpflichteten sich die Taliban unter anderem zu den Friedensgesprächen mit Kabul.
Der amtierende US-Präsident Donald Trump hatte jüngst angekündigt, den Truppenabzug zu beschleunigen. Mitte Januar sollen dann nur noch 2500 US-Soldaten in dem Land sein. Es war ein Wahlversprechen Trumps, die «endlosen Kriege» der USA zu beenden. Experten warnen vor einem überstürzten Abzug aus dem Land, der den Taliban in die Hände spielen könnte.
Kriegsverbrechen in Afghanistan
Kürzlich machte das Land am Hindukusch auch wegen eines anderen Vorfalls Schlagzeilen: Australische Soldaten haben einem Untersuchungsbericht zufolge bei ihrem Einsatz in Afghanistan Kriegsverbrechen begangen.
25 Mitglieder einer Sondereinheit hätten mindestens 39 Gefangene und Zivilisten «unrechtmässig» getötet, sagte der Chef der australischen Verteidigungsstreitkräfte, Angus Campbell, am Donnerstag in Canberra bei der Veröffentlichung eines Berichts zum Verhalten australischer Soldaten im Afghanistan-Krieg. (SDA/bra)