Am Jahrestag der heftigen Proteste gegen soziale Ungleichheit und die konservative Regierung in Chile sind in der Hauptstadt Santiago de Chile zwei Kirchen in Brand gesteckt worden. Ein Video vom Sonntag (Ortszeit) zeigte, wie der Turm der Parroquía de la Asunción einstürzte, weil die Struktur des Gebäudes den Flammen nicht mehr standhielt. Sie ist eine der ältesten Kirchen in Santiago.
Chilenischen Medienberichten zufolge war zuvor auch die Iglesia de San Francisco de Borja, die regelmässig von der Polizei für Zeremonien genutzt wird, angezündet worden. Tausende Demonstranten hatten sich zunächst friedlich auf der Plaza Italia, von einigen auch Plaza de la Dignidad (Platz der Würde) genannt, versammelt – später kam es zu Zusammenstössen. Die Polizei war mit einem Grossaufgebot vor Ort.
Abstimmung über neue Verfassung
Bereits im Oktober und November 2019 waren in Chile täglich Tausende auf die Strasse gegangen, um einen besseren Zugang zu Gesundheitsversorgung und Bildung sowie eine Abkehr vom neoliberalen Wirtschaftssystem zu fordern. Mehr als 30 Menschen kamen dabei ums Leben. Wegen ihres oft brutalen Vorgehens war die Polizei in Chile in die Kritik geraten. Zuletzt hatten die Proteste in dem südamerikanischen Land wieder zugenommen.
Am 25. Oktober stimmen die Chilenen darüber ab, ob sie eine neue Verfassung wollen – das war eine der Kernforderungen der Demonstranten im vergangenen Jahr. Der aktuelle Text von 1980 stammt noch aus Zeiten der Diktatur von General Augusto Pinochet (1915–2006). (SDA/bra)