Am frühen Samstagmorgen wurde die grösste Stadt der illegal von Russland annektierten ukrainischen Halbinsel Krim, Sewastopol, von mehreren Explosionen geweckt. Wie Videos zeigen, kam es zu mehreren Drohnenangriffen auf den russischen Marinestützpunkt. Dabei wurde nach russischen Angaben das Minenräumschiff «Iwan Golubez» der Schwarzmeerflotte beschädigt.
«An dem Angriff waren neun unbemannte Luftfahrzeuge und sieben autonome Seedrohnen beteiligt», so das russische Verteidigungsministerium. «Die von den Kräften der Schwarzmeerflotte ergriffenen Sofortmassnahmen haben alle Luftziele zerstört.» Ob das unbemannte Überseeschiff (USV) ebenfalls zerstört wurde, bleibt von russischer Seite her offen.
Unbemanntes Boot jagt sich selbst in die Luft
Bei diesem USV könnte es sich nach Angaben des Marineexperten H I Sutton* um dasselbe Modell eines nicht identifizierten USV handeln, das bereits im September an einem Strand in der Nähe des grossen russischen Marinestützpunkts Sewastopol gefunden wurde. Das kleine Schiff – es ist lediglich so gross wie ein Kajak – wird von einem einzigen Motor angetrieben, der an Bord montiert ist und einen lenkbaren Wasserstrahl antreibt. Das zeigen Bilder, die der Experte analysiert.
Dies lässt auf eine relativ hohe Leistung schliessen – es ist auf Geschwindigkeit ausgelegt.
Das USV könnte so konzipiert sein, dass es ein anderes Schiff rammen und sich dann selbst zur Explosion bringen kann. Dies würde ebenfalls erklären, weshalb der russischen Verteidigung kein Treffer gegen die Seedrohnen gelungen ist.
Wurde russisches Flaggschiff getroffen?
Wie die Militär-Newsseite The War Zone berichtet, könnten zudem noch mehr russische Kriegsschiffe beschädigt worden sein. Videoaufnahmen zeigen demnach, dass eine Fregatte der Admiral-Grigorowitsch-Klasse, eines der modernsten und leistungsfähigsten Kriegsschiffe Russlands, beschädigt worden sein soll.
Dabei soll es sich um die Admiral Makarow handeln. Seit der Kreuzer Moskwa im April gesunken ist, ist die Fregatte das neue Flaggschiff der Schwarzmeerflotte. Diese Meldung kann derzeit noch nicht unabhängig bestätigt werden. Allerdings würde dies erklären, weshalb Russland so heftig reagiert und den Getreidedeal mit der Ukraine wieder gekappt hat.
Ein weiterer Grund dafür liefert das russische Verteidigungsministerium mit der Behauptung, dass die Ukraine den Getreidekorridor und zivile Frachter für die Angriffe genutzt haben soll, wie die russische Nachrichtenagentur RIA Novosti berichtet. «Experten zufolge könnte dies auf einen Vorabstart dieser Drohne von einem der zivilen Schiffe hindeuten, die von Kiew oder seinen westlichen Gönnern für den Export von Agrarprodukten gechartert wurden.» Diese Angaben wurden allerdings noch nicht unabhängig bestätigt.
* So nennt sich der Experte selbst, sein voller Name ist nicht bekannt