Olaf B.* (62) war bekannt im thailändischen Pattaya-Milieu. Als Mitglied der Rockergruppe Outlaws galt der Deutsche auch als Mann fürs Grobe. Für die Polizei gilt er als der Haupttäter bei der Ermordung und Zerstückelung des deutschen Immobilienhändlers Hans-Peter M.* (†62) am 4. Juli. Die Anklage lautet auf vorsätzliche Tötung. Darauf kann in Thailand sogar die Todesstrafe stehen.
Nach einem Verhör, bei dem B. jede Aussage verweigert hatte, war der Deutsche untergetaucht. Die Polizei erliess einen Haftbefehl. Die Flucht des Rockers währte nur kurz.
«Get out, get out!»
Ein jetzt publiziertes Video fängt die Verhaftungsaktion ein. Thailändische Spezialeinheiten – in Zivil, mit Shorts und Schusswesten gekleidet – stürmten am 11. Juli das Hauptlokal der Outlaws-Rocker in Bangkok.
Die Durchsuchung des Lokals dauert erst rund zwei Minuten. Dann wird B. in einer Nische entdeckt. «Get out, get out!», wird ihm zugeschrien. «Komm raus, komm raus!» Mit Pistolen auf sich gerichtet muss B. seine Handflächen zeigen.
Mit einer Decke in der Hand rappelt sich der sichtlich erschöpfte Rocker aus der Ecke hoch und stellt sich den Polizisten. Diese zwingen ihn zu Boden. Bäuchlings werden ihm Handschellen angelegt.
Täter schweigen
Seit der Verhaftung verweigert B. jede Aussage. Auch die beiden deutschen mutmasslichen Mittäterinnen schweigen – Petra G.* (54) und Nicole F.* (52). G. lockte das Opfer laut Anklage in die Falle. F. mietete das Haus, wo M. erst erpresst, dann beraubt und noch am selben Abend getötet wurde.
Als einziger packt derzeit ein vierter Verhafteter aus, ein thailändisch-pakistanischer Doppelbürger. Er sei von der Bande zur Mittäterschaft gezwungen und seine Familie bedroht worden, sagt er. Der jüngere Mann konnte beim Fluchtversuch über die grüne Grenze nach Myanmar verhaftet werden.
Solide Anklage
Ein Verteidiger eines Angeklagten behauptet mittlerweile, das Opfer habe an Herzschwäche gelitten und sei bei einem Treffen einfach tot zusammengebrochen. Dabei habe dieses Treffen eine Party für einen VIP sein sollen, wie G. vor der Tat dem verhafteten Thai-Pakistani zugesichert habe.
Dabei wurde das Opfer M. wohl hinterhältig in seine Todesfalle gelockt. Um Blutspuren zu vermeiden, wurde die Leiche eingefroren und dann in 13 Stücke zersägt worden. Die Einzelteile konnten in einer Gefriertruhe sichergestellt werden, mitsamt gekühlten Sodagetränken.
Doch die Täter agierten dilettantisch. Der Polizei gelang es nach eigenen Angaben, eine lückenlose Beweiskette mit Blutspuren, DNA-Proben und wichtigen Indizien wie Zigarettenstummeln sicherzustellen. Auch Aufnahmen von Überwachungskameras dokumentieren den Bewegungsablauf der Verhafteten im Detail.
Vier weitere Festnahmen
Wie lokale Medien berichten, wurden vier weitere Männer im Zuge einer Razzia festgenommen, darunter der Österreicher Thomas G. (39), der Anführer der Bande. Er streitet jegliche Beteiligung am Mord ab. Gegen G. gab es den Berichten zufolge einen Haftbefehl wegen Betrugs und der Eingabe falscher Daten in ein Computersystem. Bei seiner Festnahme habe G. seine Sachen gepackt, um aus dem Land zu fliehen, berichtet die «Bangkok Post».
Neben G. wurden demnach auch der Schweizer Theodor M., der Deutsche Danny R. (42) und der Amerikaner Daniel Thomas T. festgenommen. Alle sollen sich illegal im Land aufhalten. Wie «The Pattaya News» berichtet, wurden die drei Männer in einem Haus in Pattaya festgenommen und wegen illegalen Aufenthalts beziehungsweise wegen Missbrauchs ihres Visumsstatus angeklagt. Zudem wurden vier Motorräder beschlagnahmt. Alle vier Festgenommenen sollen Mitglied der Rockergruppe Outlaws sein.
Mord über Monate geplant
Der Tod des Geschäftsmannes soll nach Ermittleraussagen im Zusammenhang mit Erpressung stehen. Der Mord sei von der Gang über einen Monat lang geplant und gut vorbereitet worden, zitierte die Nachrichtenseite «Khaosod» den Vize-Chef der Nationalpolizei, Surachate Hakparn. Insgesamt drei Millionen Baht (78'230 Euro) seien vom Konto des 62-Jährigen auf zehn Zielkonten überwiesen worden. Dies lasse die Behörden von möglichen weiteren Beteiligten des Komplotts ausgehen.
Pattaya lockt vor allem wegen seines Nachtlebens Besucher aus aller Welt in das südostasiatische Land. Viele Deutsche leben zudem dauerhaft in der Gegend am Golf von Thailand. (mit Material der SDA)
* Namen der Redaktion bekannt