In einer Woche soll Donald Trump zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt werden. Am 19. Dezember legen die Wahlmänner und Wahlfrauen des «Electoral College» ihre Stimme in die Urne. Doch es formiert sich Widerstand. Neun Elektoren haben angekündigt, Trump verhindern zu wollen. Nun erhalten sie Unterstützung – von einem Schweizer!
Vinz Koller (53) ist seit 15 Jahren US-Staatsbürger – und Wahlmann für die Demokraten im Bundesstaat Kalifornien. Er hat eine Klage eingereicht, die das amerikanische Wahlsystem auf den Kopf stellen könnte: Er will erwirken, dass die Elektoren von ihrem Stimmzwang befreit werden. «Der Stimmzwang ist eigentlich verfassungswidrig», sagt Koller zu den «Schaffhauser Nachrichten».
«Widmer-Schlumpf-Aktion in Amerika»
«Wir planen eine Art Widmer-Schlumpf-Aktion in den USA», sagt Koller, der seit dreissig Jahren in den USA lebt, zu BLICK. Das Gerichtsurteil hätte wahrscheinlich landesweite Wirkung. Zurzeit sind mehr als die Hälfte der 538 Elektoren gebunden – sie müssen sich also an den Volkswillen halten. Bei einer Befreiung der Pflicht könnten Trump-Gegner, seien es Republikaner oder Demokraten, gemeinsam einen dritten Kandidaten wählen.
Das ist der Plan der «Hamilton Electors», die Trump auf seinem Weg ins Weisse Haus stoppen wollen. Der Name der Rebellengruppe bezieht sich auf Alexander Hamilton, einen der Gründerväter der USA. Er schrieb in einer Erklärschrift zur Verfassung, es sei die moralische Pflicht des «Electoral College», einen unqualifizierten Präsidenten zu verhindern.
So begründet Koller auch seine Klage. «Das Electoral College war ursprünglich als zusätzliche Instanz zum Volk gedacht, als Notbremse», sagt er. Für den Fall, dass die Bevölkerung einen Präsidenten wählen würde, der dem Land schadet. «Jetzt ist es Zeit für die Notbremse», sagt Koller. «Ich möchte erreichen, dass die Elektoren ihre Aufgabe wahrnehmen können.»
«Das Land ist wichtiger als die Partei»
Für einen Umsturz bräuchte es 37 republikanische Elektoren. Bisher hat sich erst einer von Trump losgesagt: der Texaner Christoph Suprun (BLICK berichtete). Die Zeit drängt: Denn selbst wenn die Klage Erfolg hat, müssten sich die Wahlmänner und -frauen noch auf einen alternativen Kandidaten einigen. Im Rennen sind etwa Ohio-Gouverneur John Kasich oder Ex-Kandidat Mitt Romney.
Schweren Herzens würde auch der Demokrat Vinz Koller für einen Republikaner stimmen. Denn, so der Exil-Schaffhauser: «Das Land ist wichtiger als die Partei.»