Sänger will US-Präsident werden – BLICK beantwortet die wichtigsten Fragen
Gewinnt Trump dank Kanye West?

Kanye West will ins Weisse Haus. Doch hat der Sänger überhaupt noch eine Chance, und wie könnte er die Wahlen beeinflussen? BLICK beantwortet zusammen mit US-Politologen die drängendsten Fragen.
Publiziert: 07.07.2020 um 08:20 Uhr
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Aktualisiert: 15.07.2020 um 12:01 Uhr
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Kanye West (rechts) will US-Präsident werden und im November Donald Trump herausfordern.
Foto: AFP
Nicola Imfeld aus San Diego (USA)

Ausgerechnet am amerikanischen Nationalfeiertag liess Kanye West (43) die Bombe platzen: Der US-Rapper kündigte auf Twitter seine Präsidentschaftskandidatur an. «Wir müssen das amerikanische Versprechen durchsetzen, in dem wir Gott vertrauen, eine vereinte Vision haben und unsere Zukunft aufbauen. Ich kandidiere als Präsident für die Vereinigten Staaten», schrieb er.

Während Hollywood über Wests Pläne lästert, rätseln Politologen im Land, wie sich eine Präsidentschaftskandidatur des Sängers auf den Zweikampf zwischen Donald Trump (73) und Joe Biden (77) auswirken könnte. BLICK beantwortet die wichtigsten Fragen zum Thema:

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Kann Kanye West überhaupt antreten?

Absolut. In der US-Verfassung gibt es drei Voraussetzungen, die der Rapper allesamt erfüllt. Kanye West ist in Amerika geboren, älter als 35 Jahre alt und hat in den letzten 14 Jahren in den USA gelebt.

Für welche Partei geht er an den Start?

Wohl für gar keine. In Amerika gibt es zwei grosse Parteien, die das Geschehen seit Jahrzehnten dominieren: Trumps Republikaner und Bidens Demokraten. Beide Parteien haben ihren Kandidaten zwar noch nicht offiziell bestimmt, doch dies ist nur noch Formsache und wird an den jeweiligen nationalen Parteitagen im August geschehen. Aber es gibt auch in den USA weitere Parteien, für die sich West aufstellen lassen könnte. Doch sowohl die Grünen wie auch die Libertären haben sich bereits auf einen Kandidaten respektive eine Kandidatin festgelegt. Damit bleibt West wohl nur der Weg als Unabhängiger.

Vier Monate vor den Wahlen – ist das nicht zu spät?

Um Präsident zu werden: ja. Um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen: nein. Damit er als Unabhängiger auf den Wahlzettel kommt, muss West ein Verfahren durchlaufen, das sich von Bundesstaat zu Bundesstaat unterscheidet. In Kalifornien beispielsweise bräuchte der Sänger Unterschriften von rund 200'000 registrierten Wählern, um die Auflagen zu erfüllen. Hinzu kommt: In sechs Bundesstaaten, darunter New York und Texas, ist die Frist bereits verstrichen. Aber die US-Wähler könnten Wests Namen auch auf den Wahlzettel schreiben, ohne dass er sich einen Platz gesichert hat. Doch auch hier gibt es einen Haken: Sogenannte «Write-in candidates» sind in neun Bundesstaaten nicht zugelassen.

Wie könnte West die Wahlen beeinflussen?

Sollte der Rapper wirklich ernst machen, könnte dies Amtsinhaber Donald Trump in die Karten spielen. «West könnte einige Stimmen von jungen Afroamerikanern erhalten», sagt US-Politologe Robert Erikson von der Columbia University in New York zu BLICK. Das ist eine Wählergruppe, die derzeit fast vereint hinter Trumps Herausforderer Joe Biden steht. Falls genügend junge Schwarze in das Kanye-West-Lager überwandern, könnte dies tatsächlich die wichtigen Swing States zugunsten Trumps entscheiden.

Ist Kanye West nicht ein Trump-Fan?

Darüber rätselt Hollywood. Der Sänger hat Trump im November 2018 im Weissen Haus besucht. Mit einer roten «Make America Great Again»-Mütze hat er den Präsidenten in den höchsten Tönen gelobt und ihn medienwirksam umarmt. Doch einige Monate und viel Kritik später, bezeichnete West seine Aktion plötzlich als «Witz». Wo der Sänger politisch steht, bleibt ungewiss.

Meint West es wirklich ernst?

Vieles spricht gegen eine ernsthafte Kandidatur von Kanye West. Er kündigte vor wenigen Tagen sein neues Album «God's Country» an. Das nehmen viele Beobachter zum Anlass, Wests Avancen als Werbegag abzutun. «Er hat keine Wahlkampforganisation, er hat bereits die Einreichungsfrist für sechs Bundesstaaten verpasst und er hat weder die Nominierung noch die Unterstützung einer kleineren, geschweige denn einer grösseren politischen Partei. Dies ist ein Witz», sagt der amerikanische Politikwissenschaftler T. J. Pempel von der Universität von Kalifornien zu BLICK.

Dass Kanye West seine Kandidatur für 2020 bereits vor vier Jahren angekündigt hat, spielt für Pempel keine Rolle. «Trump hat in den 1980er-Jahren erstmals öffentlich mit dem Gedanken gespielt, Präsident zu werden. Dafür erhielt er viel Aufmerksamkeit. Und das war genau das, was Trump zu dieser Zeit wollte.» Nach dieser Rechnung dauert es also noch einige Jahrzehnte, bis man Kanye West als Präsidentschaftskandidaten wirklich ernst nehmen muss.

US-Wahlen 2020

Am 3. November 2020 fanden in den USA die Präsidentschaftswahlen statt. Der amtierende Präsident Donald Trump konnte sein Amt nicht verteidigen. Herausforderer Joe Biden hat die Wahl für sich entschieden.

Alle aktuellen Entwicklungen zu den Wahlen und Kandidaten gibt es immer im Newsticker, und alle Artikel zum Thema finden Sie hier auf der US-Wahlen-Seite.

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