You’re fired! Donald Trumps (74) Tage im Weissen Haus sind gezählt. Es steht ausser Frage, dass ihn sein Herausforderer Joe Biden (77) nach vier Jahren aus dem Weissen Haus werfen wird. Dafür gibt es drei gute Gründe.
Bidens grösster Trumpf ist: Trump.
Gegen einen solchen Gegner, der die Vereinigten Staaten zu den Uneinigen Staaten von Amerika deformiert hat, kann man nur gewinnen. Ja, Trump hatte einen fulminanten Start und traf die Themen der besorgten Amerikaner. Aber er ging mit zu brachialer Gewalt zur Sache: Ich baue eine Mauer, ich erhöhe die Zölle, ich fördere die Kohle. Bei Trump steht nur immer das eigene Interesse und jenes seiner engen Freunde im Vordergrund.
MAGA («Make America Great Again»): Trump hat kein grosses Amerika geschaffen, sondern sein eigenes Land entzweit und auch die Weltordnung aus den Fugen gebracht. Da tritt, wohltuend, Joe Biden aufs Parkett. Ebenfalls ein alter Mann, eher konservativ, aber ganz anders gepolt. Biden ist ein Politiker, der auf Menschen zugeht, der mit seiner stillen Art erhitzte Gemüter beruhigt. Er ist auch ein Mann, der Kompromisse schliessen kann. Dieses Handeln im Interesse aller Amerikaner sowie der ganzen Welt sind der zweite Grund, warum Biden das Weisse Haus erobern wird.
Denn Kompromisse und Solidarität haben die Amerikaner in den vergangenen vier Jahren schmerzlich vermisst.
Als Trump die Macht eroberte, kam er als politischer Neuling, von dem man nur erahnen konnte, wie er regieren würde. Biden hingegen ist auf politischem Parkett berechenbar: Die Amerikaner kennen ihn von seiner Amtszeit als Vize unter Barack Obama (59). Sie wissen, dass er ein seriöser Schaffer ist und wie er tickt. Berechenbarkeit! Wie sehr wünschen sich die meisten Amerikaner diese Eigenschaft von einem Präsidenten zurück.
Kann ein Mann wie Biden, der teilweise ins Stottern gerät und Namen selbst seines Konkurrenten Trump vergisst, überhaupt US-Präsident sein? Die besten Voraussetzungen sind das sicher nicht.
Was aber ist besser: Ein Präsident, der hin und wieder das Wort nicht findet? Oder ein Präsident, der mit Absicht die richtigen Worte nicht findet und die Wahrheit verdreht?
Biden ist ein Mann, der im Gegensatz zu Trump auf seinen Stab von Beraterinnen und Beratern setzen und nicht in Eigenregie handeln wird. Zudem hat Biden mit Kamala Harris (56) eine jüngere und engagierte Vizepräsidentin zur Seite, deren oberste Ziele ebenfalls das Wohl aller Amerikaner und eine gute Zusammenarbeit mit anderen Staaten sind.
Die Amerikaner könnten im Falle von gesundheitlichen Problemen Bidens darauf vertrauen, dass ihr Land mit Harris weiterhin von einer integren und integrierenden Persönlichkeit regiert würde.
Als dritter Grund sind da noch die Demokraten. Vor vier Jahren machten sie eine schlechte Falle, als sie mit Hillary Clinton (73) zur Wahl antraten und auf deren Erfahrung als Aussenministerin, First Lady und auf ihren Frauenbonus setzten. Nach einer der grössten Ohrfeigen in ihrer Geschichte hat sich die Partei inzwischen neu aufgestellt und die Struktur angepasst. Schon bei den Halbzeitwahlen 2018 konnte man einen Aufwärtstrend der Partei erkennen.
Die Nominierung des eher konservativen Joe Biden zum Präsidentschaftskandidaten beweist, dass in ihr die (oft kritisierten) Linkskräfte nicht die Mehrheit haben.
Bidens Beliebtheit widerspiegelt sich in den Umfragen, die immer ausgeklügelter und genauer werden. Auch in Swing-States liegt er in Führung, und zwar deutlich klarer, als es vor vier Jahren Hillary Clinton gegenüber Trump war. Die Chancen für die Demokraten stehen zudem gut, die Mehrheit im Repräsentantenhaus zu behalten und nach sechs Jahren die Kontrolle im Senat zurückzugewinnen.
Ein Aufholen wie bei den Wahlen 2016 ist für Trump kaum mehr möglich. Zu viel Geschirr hat er zerschlagen, zu sehr hat er die Mehrheit der Amerikaner enttäuscht. Trump ist Bidens bester Trumpf. Heute Nacht wird der amtierende Präsident vom amerikanischen Volk die Quittung erhalten: Mr Trump, you’re fired!