Hat Big Tech Angst vor dem nächsten US-Präsidenten?
Meta, Amazon und Google machen den Kniefall vor Trump

Mark Zuckerberg baut Meta um: Er schafft Faktenchecks ab und verlegt Teile der Belegschaft nach Texas. Kritiker sehen darin eine Annäherung an Donald Trump. Doch Zuckerberg ist mit dem Vorgehen unter den superreichen Tech-CEOs nicht alleine.
Publiziert: 08.01.2025 um 20:21 Uhr
|
Aktualisiert: 08.01.2025 um 22:29 Uhr
Mark Zuckerberg hat mit einem radikalen Kurswechsel bei Meta erneut Schlagzeilen gemacht. Was steckt dahinter?
Foto: AFP

Auf einen Blick

Die Zusammenfassung von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast.
BlickMitarbeiter06.JPG
Chiara SchlenzAusland-Redaktorin

Mark Zuckerberg (40) sorgt mit seinem radikalen Kurswechsel bei Meta für Schlagzeilen. Der Tech-Gigant verabschiedet sich von Faktenchecks, lockert seine Moderationsrichtlinien und verlegt Teile seines Teams aus dem liberalen Kalifornien ins konservative Texas. Zuckerberg erklärt diese Entscheidungen am Dienstag als Rückkehr zu den «Wurzeln der freien Meinungsäusserung». Doch viele sehen darin vor allem eines: eine Annäherung an den künftigen US-Präsidenten Donald Trump (78).

Damit ist Zuckerberg nicht alleine. Tech-Mogule wie Jeff Bezos (60, Amazon), Sundar Pichai (52, Google) oder Sam Altman (39, OpenAI) zeigen sich auffallend handzahm. In den vergangenen Wochen flossen Millionenbeträge in Trumps Amtsantrittsfeier, während die CEOs dieser Unternehmen sich in der Trump-Residenz in Mar-a-Lago die Türklinke reichten. Warum dieser plötzliche Kuschelkurs mit Trump?

Haben die Tech-Giganten Angst vor Trump?

Eine Mischung aus Opportunismus und Angst ist die Antwort. Trump ist bekannt dafür, Druck auszuüben – und Big Tech ist keine Ausnahme. Bereits 2021 hatte Trump Zuckerberg öffentlich angegriffen und ihn beschuldigt, die Wahlen 2020 manipuliert zu haben, indem er Milliarden Dollar in Wahlinitiativen investierte, die angeblich den Demokraten zugutekamen. Seine Drohungen gegen Zuckerberg waren unverhohlen: «Wenn er erneut in die Wahlen eingreift, wird er den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringen», schrieb Trump in seinem Buch «Save America».

1/7
Mark Zuckerberg hat mit einem radikalen Kurswechsel bei Meta erneut Schlagzeilen gemacht.
Foto: AFP

Auch Google stand in Trumps Fokus. Er warf dem Unternehmen vor, seine Algorithmen gezielt gegen konservative Inhalte einzusetzen, und drohte mit rechtlichen Konsequenzen. In seinen Reden und Posts bezeichnete er Google und Meta wiederholt als «Feinde des Volkes». Für die Tech-Giganten ist es also empfehlenswert, sich auf Trumps Seite zu schlagen – und ihm das Gegenteil zu beweisen.

Denn die Unternehmen wissen auch, dass Trump im Gegensatz zu seinem Vorgänger Joe Biden (82) weniger Interesse daran hat, das Kartellrecht durchzusetzen. Meta sah sich Forderungen ausgesetzt, Instagram und WhatsApp abzuspalten. Google wurde gedrängt, seinen Chrome-Browser zu verkaufen, und Amazon steht weiterhin unter Beobachtung für mögliche Monopolpraktiken.

Trump hingegen signalisierte, dass er die Macht der Tech-Giganten tolerieren wird, solange sie seine politische Agenda unterstützen. X-Chef Elon Musk, der sogar selbst Teil der US-Regierung ist, sprach kürzlich offen darüber, dass Trump der Branche «freie Bahn für die selbst ernannten Weltenlenker» bieten werde. Zudem versprach Trump tiefere Steuern für Reiche – was denn milliardenschweren Tech-Bossen gerade recht ist.

Was will Zuckerberg bezwecken?

Zusammenfassend: Indem sie sich Trump annähern, hoffen die Tech-Bosse möglicherweise, strengere Regulierungen zu vermeiden und ihre Marktpositionen zu sichern. Dazu gehört auch die Entscheidung Zuckerbergs, Teile des Meta-«Faktenchecker»-Teams aus Kalifornien nach Texas zu verlagern. Es ist keine logistische Entscheidung, sondern ein politisches Signal.

Texas, bekannt für seine konservative politische Ausrichtung, bietet nicht nur steuerliche Vorteile. Der Umzug könnte auch dazu beitragen, den Vorwurf der politischen Voreingenommenheit bei Metas Moderationsteams zu entkräften – lange Zeit galt es bei konservativen Usern als «zu liberal». Indem er sich stärker in einem konservativen Umfeld positioniert, signalisiert Zuckerberg, dass Meta für alle politischen Lager offen ist – eine Botschaft, die bei Trumps Anhängerschaft gut ankommen dürfte.

Die teilweise Abschaffung von Faktenchecks und die Lockerung von Inhaltsrichtlinien könnten allerdings weitreichende Folgen haben. Kritiker warnen, dass dies die Verbreitung von Desinformation und Hassrede massiv erleichtert. Zuckerberg selbst erklärte, dass Meta künftig den Fokus auf «freie Meinungsäusserung» legen wolle. Doch viele sehen in diesem Schritt einen Rückzug aus der Verantwortung. Unter anderem die renommierte Tech-Journalistin Jane Lytvynenko warnt, dass Social-Media-Plattformen «immer mehr zu Kloaken werden, in denen falsche und hasserfüllte Inhalte die Oberhand gewinnen». Die Plattformen könnten sich zu einem «Wildwest-Internet» entwickeln, in dem die lautesten und extremsten Stimmen dominieren – so, wie es aktuell auf der Plattform X – die dem Trump-Freund Musk gehört – zu beobachten ist.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Liebe Leserin, Lieber Leser
Der Kommentarbereich von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast. Noch kein Blick+-Abo? Finde unsere Angebote hier:
Hast du bereits ein Abo?