Fox-News-Moderatorin Megyn Kelly
Kühle Blonde zerpflückt Hitzkopf Trump

Der republikanische Möchtegern-Präsidentschaftskandidat Donald Trump stellte sich im TV erneut der Fox-News-Moderatorin Megyn Kelly – und bekam wieder auf den Deckel.
Publiziert: 04.03.2016 um 16:50 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 16:25 Uhr
Wirkte zuweilen ratlos: Präsidentschaftsanwärter Donald Trump.
Foto: Reuters
Gregory Remez

Es war das mit grosser Spannung erwartete Wiedersehen. Nicht das zwischen den republikanischen Kandidaten, sondern jenes zwischen Grossmaul Donald Trump und der Fox-News-Moderatorin Megyn Kelly. 

Auf der einen Seite die kühle Blondine mit den messerscharfen Fragen, auf der anderen Seite Hitzkopf Trump, der sich gerne mal um Kopf und Kragen redet, wenn er in Bedrängnis gerät.

IMAGE-ERROR Unvergessen bleibt das erste Aufeinandertreffen der beiden im vergangenen August, als die Moderatorin den Milliardär mit ihrer Faktentreue und Hartnäckigkeit in die Ecke drängte – und nebenbei das Fernsehpublikum im Sturm eroberte.

«Die eine Person, die Trump Angst macht»

Hitzkopf Trump fiel in der Folge nichts Besseres ein, als Kelly als «Leichtgewicht» und «Bimbo» zu beschimpfen und ihre fordernde Art mit ihrem Menstruationszyklus in Verbindung zu setzen, woraufhin er sogar von der eigenen Partei diszipliniert wurde. 

«Die eine Person, die Trump Angst macht», überschrieb die «Vanity Fair» im Januar eine Geschichte über die gewiefte Fox-News-Moderatorin mit dem Blondschopf. 

Jetzt – nachdem Trump Anfang des Jahres eine Debatte geschwänzt hatte, weil Kelly moderierte – kam es also zum erneuten Aufeinandertreffen der beiden so unterschiedlichen Charaktere. 

Und erneut kam Trump nicht besonders gut weg. Bei der gestrigen Fernsehdebatte nahm Kelly den republikanischen Präsidentschaftsanwärter wiederholt in die Mangel. 

Nach einer aufgesetzt freundlichen Begrüssung – «Mr. Trump, Hallo. Wie geht es Ihnen?»; «Schön, hier zu sein. Sie sehen gut aus.» – spielte Kelly einen Videoclip ein, in dem sie nacheinander zeigte, wie Trump im bisherigen Wahlkampf zu verschiedenen Themen wie dem Afghanistan-Krieg oder den syrischen Flüchlingen unterschiedliche Standpunkte eingenommen hatte.

«Die Leute mögen Sie, weil sie glauben, dass Sie es so sagen, wie es ist», lancierte Kelly ihre Attacke. «Aber wieder und wieder haben Sie den Wählern etwas gesagt, nur um es Wochen oder sogar Tage später zu widerrufen.»

Moderiert Kelly die Präsidentschafts-Debatten?

Zum Höhepunkt kam es schliesslich, als der Mitbewerber Marco Rubio das Gespräch auf die 2005 gegründete Trump University lenkte, die sich später als Riesenbetrug herausstellte.

Sofort hatte Kelly die richtigen Unterlagen zur Hand und zitierte aus einer Stellungnahme des US-Berufungsgerichts, wo die Rekrutierung von neuen Kunden mit dem Schneeballsystem des Anlagebetrügers Bernie Madoff verglichen wird – eine Affäre, die Trump nicht nur politisch schaden könnte; die Verfahren der geprellten Kunden sind noch hängig.

Diese erneute Abreibung durch die Fox-News-Moderatorin dürfte Trump zu denken geben. Kelly, die aus dem Bundesstaat New York stammt, Politikwissenschaft und Jura studierte und nach einer juristischen Karriere in den Fernsehjournalismus wechselte, mutierte für das Grossmaul gestern einmal mehr zum Albtraum.

Politische Beobachter sind begeistert vom aufgehenden Stern am US-amerikanischen News-Himmel. Bereits werden Stimmen laut, die sich die 45-Jährige als Diskussionsleiterin für die eigentlichen Präsidentschaftsdebatten wünschen. 

Das Gesicht von Fox News ist sie längst. Inzwischen begeistern sich aber auch immer mehr Grössen aus der beim konservativen Sender verhassten «liberalen Medienelite» für die kühle Blondine mit den messerscharfen Fragen. Und das weiss sie.

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