Die Amerikaner George und Julie Sorrells aus Zürich wollten um jeden Preis wählen
Stimmabgabe in den USA kostete 80 Dollar und viel Ärger

Wie ist es doch kompliziert, an den US-Wahlen teilzunehmen. Für die beiden in Rüschlikon ZH wohnhaften Amerikaner George und Julie Sorrells war aber kein Aufwand zu gross, um ihre abgeschickten Stimmzettel zu tracken, um sicher zu sein, dass ihre Stimmen auch ankommen.
Publiziert: 28.10.2020 um 14:12 Uhr
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Aktualisiert: 03.11.2020 um 19:43 Uhr
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George und Julie Sorrells – hier auf dem Pilatus – wohnen vorübergehend in der Schweiz.
Foto: zVg
Guido Felder

Auch Ausland-Amerikaner wollen mitreden, wenn es um die Wahl eines neuen Präsidenten geht. Wähler aus Bundesstaaten, in denen nur die Briefwahl möglich ist, nehmen dabei teilweise grossen Aufwand auf sich, um sicherzugehen, dass ihr Kuvert auch rechtzeitig am richtigen Ort ankommt. Denn Stimmen, die zu spät eintreffen, werden nicht gezählt.

Gegen 80 Dollar und vor allem viel Zeit haben die in Rüschlikon ZH lebenden George und Julie Sorrells (beide 55) aus Wisconsin in die Stimmabgabe investiert, wie die «New York Times» berichtet. Jeden Tag wurde per Tracking kontrolliert, wo sich die in Rüschlikon abgeschickten Stimmzettel befanden.

Julies Brief nicht registriert

Nach neun Tagen endlich wurde der Eingang von Georges Stimme in seinem Bundesstaat registriert. Doch von der Stimme Julies keine Spur. Was war passiert?

Nach eigenen Recherchen haben die beiden bemerkt, dass George vergessen hatte, als Zeuge den Stimmzettel seiner Frau zu unterschreiben. Was für ein Ärger! Also wurde ein neuer Stimmzettel organisiert und per Expressdienst FedEx abgeschickt. Nach drei Tagen kam er an.

George Sorrells war tagelang besorgt: «Ich habe all das zusätzliche Geld ausgegeben, um den Weg dieses blöden Dings zu verfolgen. Und dann habe ich fast zwei Wochen lang gedacht: ‹Ok, ist das Ding tatsächlich angekommen oder nicht?›» Er hätte sich sicherer gefühlt, wenn es die Option gegeben hätte, per E-Mail zu wählen.

Aufwand lohnt sich

Der Aufwand habe sich für die Sorrells aber gelohnt. «Es ist für uns die wichtigste Wahl in unserem Leben. Da wollten wir um jeden Preis dabei sein, gerade weil Wisconsin ein Schlüsselstaat ist und es hier auf jede Stimme ankommt», sagt George Sorrells zu BLICK.

Wen die beiden gewählt haben, will er aber nicht verraten. George sagt lediglich: «Ich bin kein Fan des amtierenden Präsidenten.»

Über 30 Bundesstaaten erlauben es Wählern aus Übersee, Stimmzettel per Fax, online oder beidem zurückzusenden. Die restlichen Staaten akzeptieren Stimmzettel nur per Post. Das Problem: Bei der Postzustellung innerhalb der USA kommt es oft zu Verzögerungen von mehreren Wochen.

Amerikaner klagen

Vor kurzem haben zehn Amerikaner die sieben Bundesstaaten Georgia, Kentucky, New York, Ohio, Pennsylvania, Texas und Wisconsin verklagt und gefordert, dass Wähler aus Übersee ihre Stimmzettel per E-Mail oder Fax zustellen können.

Ausserhalb der USA leben rund 7,7 Millionen wahlberechtigte Amerikaner. Bei den vergangenen Wahlen vor vier Jahren schickten über 630’000 ihre Wahlunterlagen ein. Fast die Hälfte dieser Stimmen waren in Swing-States registriert. Es ist also wie Georges Sorrells sagt: Gerade in diesen Staaten können Stimmen aus dem Ausland eine Wahl entscheiden.

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