Auf einen Blick
Kamala Harris (59) bekommt Wahlkampfhilfe von höchst prominenter Seite. Der ehemalige US-Präsident Barack Obama (63) geht für die demokratische US-Präsidentschaftskandidatin auf Wahlkampftour. «Kamala Harris wird sich für das Wohl jedes Amerikaners einsetzen», lobte er sie am Donnerstag in Pennsylvania.
Doch seine Auftritte in den Swing States und seine ständigen Lobes-Hymnen in den sozialen Medien kommen nicht überall gut an. Ausgerechnet Schwarze sind wütend, sie fühlen sich als Sexisten verunglimpft. Sollte Harris besser auf Obamas Hilfe verzichten?
Obama verärgert Schwarze
Obama hat es vor allem auf zwei Wähler-Segmente abgesehen: die Schwarzen und die Jungen. Doch bei den Schwarzen hat er sich grossen Ärger eingefahren. In Pennsylvania warf er ihnen indirekt Sexismus vor. Obama sagte: «Ihr erfindet alle möglichen Gründe und Entschuldigungen. Und ich habe ein Problem damit, dass ihr – und ich spreche direkt zu den Männern – einfach keine Lust habt, eine Frau als Präsidentin zu haben.»
Diese Anschuldigung sorgte unter den Schwarzen für Kritik. Nina Turner (56), ehemaliges Mitglied des Senats von Ohio, argumentierte, dass Obamas Äusserungen schwarze Männer «herabwürdigten». Turner: «Warum werden schwarze Männer belehrt? Warum werden schwarze Männer in einer Weise herabgesetzt, wie es bei keiner anderen Wählergruppe der Fall ist?», sagte sie auf CNN.
Schauspieler Wendell Pierce (60) schrieb auf X, Obamas Worte sendeten eine «schreckliche Botschaft». «Die Partei muss aufhören, schwarze Männer zum Sündenbock zu machen. Schwarze Männer sind nicht das Problem. Weisse Männer und weisse Frauen sind es.»
Zeichen von Schwäche
Generell sorgt Obamas Engagement auch in andern Kreisen der Demokraten für Ärger. Innerhalb der Partei gibt es bislang anonyme Stimmen, die Harris vorwerfen, sich zu sehr auf prominente Unterstützer wie Obama oder US-Präsident Joe Biden (81) zu verlassen. Das erwecke den Eindruck, dass es ihr an politischer Unabhängigkeit mangele und sie für die Kandidatur alleine nicht stark genug sei.
Kamala Harris ist dringend auf Unterstützung angewiesen. Landesweit führt sie zwar immer noch mit zwei bis drei Prozentpunkten, in einigen der wichtigen Swing States ist ihr Vorsprung allerdings seit Sommer von drei bis vier auf teilweise nur noch einen Punkt geschmolzen.
Obama immer noch ein Zugpferd
Äusserungen wie jene gegenüber den Schwarzen könnten Harris schaden. Philipp Adorf (40), USA-Experte an der Universität Bonn, sagt gegenüber Blick: «Teilen der schwarzen Wählerschaft vorzuwerfen, sie besässen selbst Vorurteile, kann mit Blick auf deren Mobilisierung für Harris möglicherweise kontraproduktiv sein.»
Unter dem Strich aber dürfte Harris dennoch von Obamas Werbetrommel profitieren. «Viele Demokraten bezeichnen ihn als den besten Präsidenten in der Geschichte der USA», sagt Adorf. «Würde er heute nochmals kandidieren, würde er innerhalb der demokratischen Partei wahrscheinlich die Favoritenrolle übernehmen.»
Die Jungen im Visier
Daneben ist Obama auch bei einer zweiten wichtigen Zielgruppe sehr beliebt. Adorf sagt: «Auch bei jungen Wählern, die Kamala Harris gewinnen muss, war Obama äusserst erfolgreich.» Laut Adorf sieht es Obama als seine Aufgabe an, diese entscheidenden Bevölkerungsgruppen für Harris zu aktivieren. «Generell kann er dies wie kein zweiter Demokrat schaffen.»
Auch für Claudia Brühwiler (42), USA-Expertin an der Uni St. Gallen, ist Obama nach wie vor einer der populärsten und bekanntesten Politiker der Demokraten. Dass er sich für Kamala Harris’ Kampagne engagiert, erfolge nur auf deren Geheiss. Brühwiler: «Wären Harris und ihre Strategen nicht vom Nutzen Obamas überzeugt, würden sie ihn wie Joe Biden um Zurückhaltung bitten.»