Im US-Bundesstaat Michigan haben Ermittler einen Komplott gegen die dortige Regierung und die Entführung von Gouverneurin Gretchen Whitmer (49) vereitelt. Insgesamt wurden 13 Männer verhaftet. Der erschreckende Vorwurf der Staatsanwaltschaft: «Sie wollten einen Bürgerkrieg anzetteln, um den gesellschaftlichen Zusammenbruch» zu provozieren.
Gretchen Whitmer gilt als eine der grössten Gegnerinnen von Donald Trump (74). Sie stand als Kandidatin fürs US-Vizepräsidium an Joe Bidens (77) Seite zur Diskussion.
Hinter dem unglaublichen Plan steckt die Miliz Wolverine Watchmen, die sich gegen Steuern und Einschränkungen wie Corona-Massnahmen wehren. Im August und September observierten ihre Mitglieder Whitmers Ferienhaus, wo sie hätte entführt werden sollen. Um die Polizei abzuhalten, hätte unter einer in der Nähe gelegenen Brücke eine Bombe gezündet werden sollen.
Die Polizei wurde auf den mörderischen Plan aufmerksam, als die Miliz versuchte, Namen von Polizisten zu eruieren. Darauf gelang es den Ermittlern, über mindestens zwei Vertrauenspersonen an nähere Informationen heranzukommen, was schliesslich zur Verhaftung führte.
Gewalt gegen Politiker
Wer sind die «Vielfrass-Wächter», wie die gefährliche Truppe auf Deutsch übersetzt heisst? Sie findet ihren Ursprung im Bundesstaat Michigan, der auch Wolverine State genannt wird. In der Kluft zwischen den demokratischen Städten und den republikanischen Regionen finden da Milizen einen guten Nährboden.
Der stellvertretende Generalstaatsanwalt von Michigan, Gregory Townsend, bezeichnet die Angeklagten Joseph Morrison (42) und Pete Musico (42) als Gründungsmitglieder der Gruppe, die sich der Gewalt gegen Regierung und Politiker «verpflichtet» hätten.
Schiessübungen beim Kommandanten
Laut Townsend war Morrison der Kommandant, der sein Anwesen in Munith westlich von Detroit als Trainingscamp zur Verfügung stellte. Nachbarn berichten in US-Medien, dass sich regelmässig grosse Gruppen versammelt hätten und Schüsse in alle Richtungen abgefeuert worden seien. Von der Gruppe ist bekannt, dass sie an solchen Treffen unter anderem Schiessübungen durchführt und den Überlebenskampf trainiert.
Die Wolverine Watchmen sind ein Ableger einer andern Miliz, den Wolverines. Diese Miliz war 1994 vom ehemaligen US-Luftwaffen-Unteroffizier Norman Olson (74) gegründet worden. Zu ihrer besten Zeit zählte die Gruppe im Bundesstaat rund 10’000 Mitglieder, die in über 80 Brigaden in neun Divisionen aufgeteilt waren.
Grosse Waffenarsenale
In ihrem 31-seitigen Handbuch, das auf der inzwischen inaktiven Homepage aufgeschaltet war, behaupten die Wolverine Watchmen von sich, weder rassistisch, rechtsextrem, terroristisch noch regierungsfeindlich zu sein. Jeder sei willkommen, egal welcher Hautfarbe. Betont wird allerdings der «jüdisch-christliche Einfluss».
Sie bezeichnen gut bewaffnete Bürger als «die beste Form des Heimatschutzes», um Terrorismus, Verbrechen, Invasion und Tyrannei fernzuhalten. Sie würden nicht davor zurückschrecken, um mit Waffen für die Freiheit der US-Bürger zu kämpfen. Zu den Arsenalen von Milizen gehören unter anderem Schusswaffen mit Schalldämpfer, selbstgebastelte Bomben, Taser, Nachtsichtgeräte – sogar von Panzern ist die Rede.
In Michigan machen immer wieder Milizbewegungen auf sich aufmerksam. 2010 wurden Mitglieder einer Gruppe namens Hutaree wegen Volksverhetzung und der Planung eines Bombenanschlags auf die Beerdigung eines Polizisten angeklagt.
Während der Corona-Pandemie erhielten sie erneut Auftrieb. Milizen und andere rechtsextreme Gruppierungen schlossen sich zusammen, um gegen die von Gretchen Whitmer angeordneten Schutzmassnahmen zu protestieren. US-Präsident Donald Trump scheint diesen Bewegungen nicht abgeneigt zu sein. Am 17. April jedenfalls twitterte er vor den Protesten: «Liberate Michigan!», was so viel heisst wie «Befreit Michigan!».
Am 3. November 2020 fanden in den USA die Präsidentschaftswahlen statt. Der amtierende Präsident Donald Trump konnte sein Amt nicht verteidigen. Herausforderer Joe Biden hat die Wahl für sich entschieden.
Alle aktuellen Entwicklungen zu den Wahlen und Kandidaten gibt es immer im Newsticker, und alle Artikel zum Thema finden Sie hier auf der US-Wahlen-Seite.
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