«Herr Maduro, öffnen Sie diese Brücke, öffnen Sie diese Grenze», sagte Pompeo am Sonntag in der kolumbianischen Grenzstadt Cúcuta, wo tonnenweise Hilfsgüter für die notleidende venezolanische Bevölkerung lagern. «Sie können das heute beenden.» Bislang weigert sich Maduro, die Lieferungen ins Land zu lassen.
Humanitäre Krise
Zuvor hatte Pompeo mit venezolanischen Flüchtlingen gesprochen, die wegen der dramatischen Versorgungslage ihre Heimat verlassen musste. Derzeit leben bereits 3,4 Millionen Venezolaner im Ausland - das sind rund zehn Prozent der Gesamtbevölkerungen des südamerikanischen Landes. Die Vereinten Nationen rechnen damit, dass sie Zahl der Flüchtlinge bis Ende des Jahres auf 5,3 Millionen ansteigen wird.
Pompeo erzählt von der venezolanischen Mutter Geraldine, die immer wieder die Grenze überqueren muss, um in Kolumbien das Nötigste für ihre Kinder zu beschaffen. «Sie kommt, um Windeln zu kaufen», sagt der Chefdiplomat. «Die gibt es in jedem normalen Land unter normalen Umständen, aber in Venezuela findet sie keine mehr.»
Regierung hält dagegen
Das einst reiche Land leidet unter einer schweren Wirtschaftskrise. Wegen fehlender Devisen kann Venezuela kaum noch Lebensmittel und Dinge des täglichen Bedarfs importieren. Das Gesundheitswesen ist weitgehend zusammengebrochen. Zuletzt fiel immer wieder tagelang der Strom aus. Zudem liefern sich Staatschef Maduro und der selbst ernannte Interimspräsident Juan Guaidó seit Januar einen erbitterten Machtkampf.
«Kolumbien und die Vereinigten Staaten wollen eine bessere Zukunft für die Venezolaner», sagte US-Aussenminister Pompeo nach einem Besuch der Warenhäuser mit den Hilfsgütern für Venezuela. Kolumbiens Präsident Iván Duque wandte sich direkt an die Nachbarn: «Wir stehen an eurer Seite, um die Diktatur zu Fall zu bringen.»
Auf der anderen Seite der Grenze hielt die venezolanische Regierung dagegen: Der ranghohe Funktionär Freddy Bernal zeigte sich mit Soldaten und Mitgliedern der Colectivos - regierungsnaher Schlägertrupps - an der Internationalen Brücke Simón Bolívar. «Ein paar Meter dort drüben ist Mike Pompeo», sagte Bernal. «Er ist gekommen, um uns einzuschüchtern und um seinem Diener Iván Duque Befehle zu erteilen. Aber wir stehen hier, in zivil-militärischer Einheit, mit den Colectivos.»
Besuch von Verbündeten
Pompeo war in den vergangenen Tagen durch die Region gereist, um angesichts des immer noch unentschiedenen Machtkampfs in Venezuela mit den Verbündeten in der Region das weitere Vorgehen zu besprechen. «Peru kennt den Schmerz, den Nicolás Maduro über das venezolanische Volk gebracht hat, aus eigener Erfahrung», sagte Pompeo am Samstag bei einem Treffen mit seinem Kollegen Néstor Popolizio in Lima. «Peru hat angesichts dieser Herausforderung grosse Führungsstärke bewiesen.»
Das südamerikanische Land hat rund 700 000 Flüchtlinge aus Venezuela aufgenommen und gilt als treibende Kraft gegen die sozialistische Regierung von Maduro in der Region. Am Montag will sich die sogenannte Lima-Gruppe aus einer Reihe lateinamerikanischer Staaten treffen, um weitere Schritte gegen Maduro zu vereinbaren.
«Die illegitime Regierung des Diktators Nicolás Maduro muss zurücktreten», sagte Perus Aussenminister Popolizio. «Gemeinsam mit anderen Ländern arbeiten wir daran, den internationalen Druck zur Isolierung der illegitimen Regierung von Maduro zu erhöhen, damit es bald einen Wechsel in Venezuela gibt.»
Pompeo wirbt für US-Kurs
Vor seinem Besuch in Peru warb Pompeo bereits in Chile und Paraguay für den US-Kurs gegen die Regierung in Caracas. Washington gehört zu den engsten Verbündeten der Opposition um den selbst ernannten Interimspräsidenten Guaidó.
Am Telefon sprach Pompeo auch mit dem brasilianischen Aussenminister Ernesto Araujo. Sie hätten sich darauf verständigt, gemeinsam daran zu arbeiten, die politische, wirtschaftliche und humanitäre Krise in Venezuela beizulegen, sagte ein Sprecher des US-Aussenministeriums. (SDA)
Das durch eine Finanzkrise bereits gebeutelte Venezuela befindet sich in einer Staatskrise: Juan Guaidó, der Präsident des entmachteten Parlaments, erklärte sich nach tagelangen Demonstrationen gegen den amtierenden Regierungschef Nicolás Maduro, am 23. Januar zum Übergangsstaatschef.
Maduros Wiederwahl in den vorgezogenen Wahlen letzten Jahres ist umstritten und viele westliche Länder anerkennen seine Regierung nicht, da die Wahl manipuliert gewesen sein soll. Seit seinem Amtstritt Anfang Januar gab es gewaltsame Unruhen und Proteste in Venezuela. Seit dem Putschversuch durch Guaidó herrscht ein erbitterter Machtkampf. BLICK erklärt die Hintergründe und wichtigsten Fragen zum Konflikt.
Das durch eine Finanzkrise bereits gebeutelte Venezuela befindet sich in einer Staatskrise: Juan Guaidó, der Präsident des entmachteten Parlaments, erklärte sich nach tagelangen Demonstrationen gegen den amtierenden Regierungschef Nicolás Maduro, am 23. Januar zum Übergangsstaatschef.
Maduros Wiederwahl in den vorgezogenen Wahlen letzten Jahres ist umstritten und viele westliche Länder anerkennen seine Regierung nicht, da die Wahl manipuliert gewesen sein soll. Seit seinem Amtstritt Anfang Januar gab es gewaltsame Unruhen und Proteste in Venezuela. Seit dem Putschversuch durch Guaidó herrscht ein erbitterter Machtkampf. BLICK erklärt die Hintergründe und wichtigsten Fragen zum Konflikt.