Unserem Planeten geht die Luft aus! Jede Minute verschwindet auf der Welt eine Waldfläche in der Grösse von 27 Fussballfeldern. Gemäss Daten des World Resources Institute schrumpften die Wälder allein im Jahr 2020 um 258'000 Quadratkilometer. Eine Fläche, grösser als diejenige von Grossbritannien. Das ist besonders problematisch, weil Wälder ein Drittel der jährlich vom Menschen ausgestossenen CO2-Emissionen aufnehmen. Darum gelten sie auch als Lunge der Erde.
Auf dem Weltklimagipfel in Glasgow haben sich am späten Montagabend mehr als 100 Staaten dazu verpflichtet, die Zerstörung von Wäldern und anderen Landschaften bis 2030 zu stoppen. Dies erklärte die britische Regierung. Sie hat bei der Uno-Klimakonferenz den Vorsitz.
«Vom Eroberer zum Hüter der Natur»
Der Klimagipfel sei das grösste Treffen von Staatschefs seit der Gründung der Uno, sagte der britische Premierminister Boris Johnson (57) in einer Rede. Dies ermögliche gemeinsame Strategien. Johnson sprach von Wäldern als «Kathedralen der Natur» und erklärte: «Sie sind unverzichtbar für unser Überleben.» Mit der geplanten Initiative zum Waldschutz habe die Menschheit die Chance, vom «Eroberer zum Hüter der Natur» zu werden, so Johnson.
Zu den Unterstützenden der Initiative gehören die Schweiz und die gesamte EU. Aber auch die Staaten mit den grössten Wäldern überhaupt – also Kanada, Russland, Brasilien, Kolumbien, Indonesien, China, Norwegen und die Demokratische Republik Kongo. Die beteiligten Staaten umfassen zusammen mehr als 85 Prozent der weltweiten Wälder, also etwa 34 Millionen Quadratkilometer.
Für das Vorhaben sollen bis 2025 umgerechnet knapp 11 Milliarden Franken an öffentlichen Geldern mobilisiert werden. Hinzu kommen 6,5 Milliarden Franken private Investitionen.
Kritik von Greenpeace
Johnson sprach zwar von einer «beispiellosen Einigung». Allerdings hatten die Teilnehmer eines Uno-Klimatreffens in New York bereits 2014 angekündigt, die Entwaldungsrate bis 2020 halbieren zu wollen und die Entwaldung bis 2030 zu stoppen. Dennoch geht die Abholzung ungebremst weiter, nicht zuletzt im Amazonas-Regenwald unter der Regierung des brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro (66).
Die Naturschutzorganisation Greenpeace kritisierte noch in der Nacht die Glasgower Initiative. Damit werde praktisch grünes Licht gegeben «für ein weiteres Jahrzehnt der Entwaldung», hiess es in einer Erklärung.
Queen adressierte Staatsoberhäupter in einem Video
Queen Elizabeth II. (95) hatte sich zum Auftakt des Weltklimagipfels in einem ungewöhnlich energischen Appell an die Staatschefinnen und -chefs gewandt. «In den kommenden Tagen hat die Welt die Chance, eine sicherere und stabilere Zukunft für unsere Bevölkerung und den Planeten, von dem wir abhängig sind, zu schaffen», sagte die Königin in einer am Montagabend veröffentlichten Videobotschaft.
Sie selbst hoffe, dass die Konferenz einer jener Momente sein werde, bei der alle die Politik des Augenblicks hinter sich lassen und über sich hinauswachsen würden. (oco/SDA)