Zuerst stotterte der Motor, anschliessend raste das Flugzeug im Sturzflug auf das Wasser zu. Am vergangenen Sonntagabend ereignete sich in der kalifornischen Half Moon Bay, südlich von San Francisco, ein tragischer Flugzeugabsturz.
Sowohl der Pilot und Besitzer des Flugzeuges Lochie F.*, ein MIT-Absolvent und Mitarbeiter eines Unternehmens für Elektroflugzeuge, als auch seine Verlobte Cassidy P.* und zwei weitere Personen überlebten den Sturz nicht.
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Flugzeug bestand aus einem einzigen Bausatz
Bisher geborgen haben die Rettungskräfte lediglich die Leiche von Emma W.* (†27), die ebenfalls an Bord war. Nach den restlichen drei Leichen wird derzeit noch gesucht. Die vierte Person an Bord wurde von der Polizei noch nicht benannt, wie US-Medien berichten.
Speziell an dem viersitzigen Leichtflugzeug ist, dass es lediglich aus einem einzigen Bausatz besteht. F., der im Jahr 2019 seinen Abschluss in Luft- und Raumfahrttechnik an der renommierten US-Universität MIT machte, galt als «intelligenter und fähiger Pilot» und bekanntes Gesicht in der Experimentalflugzeug-Gemeinde. Das abgestürzte Flugzeug soll er gar selber zusammengebaut haben.
Am Tag des Absturzes war F. mit dem Flugzeug gleich zwei Mal in der Luft unterwegs. Am Nachmittag startete er zuerst in der kalifornischen Stadt Hayward und landete schliesslich um 17.04 Uhr sicher in der Half Moon Bay. Ob die drei anderen Personen bei diesem Flug ebenfalls an Bord waren, ist nicht bekannt.
Grosse Suchaktion eingeleitet
Rund zwei Stunden später hob das Elektroflugzeug mit seinen vier Insassen ein zweites Mal ab. Kurz nach dem Start in der Half Moon Bay kam es gegen 19 Uhr zum Absturz. Zeugen sagten gegenüber NBC Bay Area, sie hätten das Flugzeug «unregelmässig» fliegen sehen, bevor sie es dann irgendwann nicht mehr deutlich erblickten. «Sie hörten das Stottern des Motors und behielten das Flugzeug im Auge, bis sie es kurz hinter dem Horizont aus den Augen verloren», sagt der Polizist Philip Hallworth vom San Mateo County Sheriff's Office.
Unmittelbar nach dem Absturz wurde eine Such- und Rettungsaktion durch das Büro des Sheriffs und die Küstenwache eingeleitet. Letztere teilte am Montag mit, dass ein Helikopter und eine Bootsbesatzung am Montag fast sechs Stunden lang in einem Gebiet von 70 Quadratkilometern nach den Opfern gesucht hatten, bevor sie die Suche am Vormittag erfolglos abbrachen.
Nur Stunden später allerdings wurde die Leiche einer Frau von der Besatzung eines Fischerbootes im Wasser entdeckt, schreibt das Büro des Sheriffs in einer Erklärung. Die Ermittler identifizierten die Frau schliesslich als Emma W.
Komplizierte Ermittlungen nach dem Unfallhergang
Gemäss dem Piloten und Dozenten der San Jose State University, Scott Miller, steht die Polizei nun vor schwierigen Ermittlungen. Denn die unorthodoxe Bauweise und rudimentäre Ausstattung des Flugzeuges verkomplizierten die Nachforschungen nach dem Grund des Absturzes.
«Manchmal ist es etwas schwieriger, die Geschichte dieser Art von Flugzeugen nachzuvollziehen, weil die meisten von ihnen keine Flugdaten- oder Cockpit-Voice-Recorder haben», so Miller gegenüber dem lokalen TV-Sender KTVU. «Wenn es ein mechanisches Versagen gab, würden die Wrackteile sicherlich darauf hindeuten.»
Die genaue Ursache des Unfalls wird derweil nach Angaben des National Transportation Safety Board (NTSB) noch untersucht. Gemäss der Verkehrsbehörde dürfte ein vorläufiger Bericht über den Unfall in zwei bis drei Wochen abgeschlossen sein. Etwas länger dürfte es jedoch dauern, bis die genaue Ursache des Absturzes identifiziert wird. Gemäss der NTSB dürfte das in rund ein bis zwei Jahren der Fall sein. (ced)
* Name bekannt