DJ Fabo (40) ruht in Frieden. Doch sein begleiteter Freitod durch die Schweizer Sterbehilfe Dignitas in Pfäffikon ZH spaltet seine katholische Heimat.
Den Segen seiner Familie, seiner Freunde und seiner Fans hatte der italienische Musiker.
Im Sommer 2014 verunglückt Fabiano A. alias DJ Fabo mit seinem Auto schwer. Fortan ist er blind, am ganzen Körper gelähmt, muss künstlich beatmet werden. Seine Schmerzen sind unerträglich.
DJ Fabo will sterben. Nur darf der Mailänder in seiner Heimat nicht selbst darüber entscheiden. Niemand darf ihm helfen. Sterbehilfe ist gesetzlich verboten. Und vor Gott eine Sünde, findet die Kirche.
«Giftige Kultur der Einsamkeit»
Seine Rettung: die Schweiz. Am Montagvormittag lässt sich der Italiener mit dem Segen seiner Familie, seiner Freunde und seiner Fans ins Jenseits begleiten (BLICK berichtete). Mutig, finden viele seiner Landsleute.
Aber nicht alle denken so. «DJ Fabo ist kein Held, er ist ein Feigling», schreibt Francesca Chaouqui, ein ehemaliges Mitglied der Päpstlichen Finanzkommission, auf Facebook. Jedes Leben sei lebenswert.
Vincenzo Paglia, Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben, warnt in der Zeitung «Corriere della Sera» davor, Sterbehilfe gesetzlich zu regeln. «Niemand ist ein Abfallprodukt», sagt der Kurienerzbischof und fürchtet durch eine «Alles-ist-möglich-Mentalität» eine wachsende «giftige Kultur der Einsamkeit».
Während Blogger und Politiker Mario Adinolfi – wahrheitswidrig! – twittert: «Wollt ihr ein System wie in der Schweiz, das Behinderte nach Preisliste einschläfert? Injektion, Formalitäten, Beerdigung für 18’000 Euro, alles inklusive.»
«Die Politik muss den Problemen der Menschen ins Gesicht schauen»
Mehr Verständnis für DJ Fabo zeigt Ettore Rosato, Fraktionschef der Demokraten im Abgeordnetenhaus: «Seine Entscheidung muss respektiert werden. Es tut mir weh, dass er für diese Befreiung so weit wegfahren musste», schreibt der Politiker auf Facebook. Und: «Die Politik muss den Problemen der Menschen ins Gesicht schauen.»
Die Patientenverfügung ist in Rom allerdings eine heisse Kartoffel. Ein Gesetzesentwurf liegt vor, die Verabschiedung wird aber immer wieder verschoben.
DJ Fabos Begleiter drohen zwölf Jahre Haft
«Es fehlt der politische Wille», sagt Filomena Gallo von der Associazione Luca Coscioni, die Sterbewillige berät und in die Schweiz begleitet, in einem Interview mit dem TV-Sender Euronews.
Politiker Marco Cappato ist ein Helfer der Organisation. Er brachte DJ Fabo nach Pfäffikon und wird möglicherweise wegen Beihilfe zum Selbstmord angeklagt. «Er riskiert nun zwölf Jahre Gefängnis», sagt Filomena Gallo.
Die Bevölkerung sei viel weiter als das italienische Parlament, so die Juristin. 65’000 Italiener unterschrieben eine Forderung nach einem Sterbehilfegesetz. Exit Italien informiert über Auslandsreisen in den Tod und vermittelt Kontakte. Die Sterbehilfeorganisation zählt 3500 italienische Mitglieder. Seit 2004 seien 150 Italiener zum Sterben ins Ausland gegangen, schätzt Exit. Allein letztes Jahr wählten 50 Italiener die Sterbehilfe.