Es sei die Hölle auf Erden. Nur Schmerzen, Schmerzen, Schmerzen. So beschreibt Fabiano A. (40) sein Leben in einer letzten Video-Botschaft. Seine Welt ist tiefste Dunkelheit, erstarrt in kompletter Unbeweglichkeit. Fabiano A. (40) wollte nur noch eines: sterben.
Der Mailänder war ein erfolgreicher Musiker. DJ Fabo, so sein Künstlername. In der Nacht des 13. Juni 2014 jedoch reisst ein schwerer Autounfall den gelernten Broker aus dem Partyleben.
Um 11.40 Uhr ist DJ Fabo tot
Seitdem ist Fabiano A. blind, am ganzen Körper gelähmt. Ein Rohr in der Kehle pumpt Luft in seine kraftlosen Lungen. Nur den Mund kann DJ Fabo noch bewegen. Der Mund wird seinen sehnlichsten Wunsch ermöglichen, drei Jahre später in einer Klinik der Dignitas in Pfäffikon ZH.
Am Montag beisst Fabiano A. auf einen Kontakt. Das tödliche Medikament Sodium Pentobarbital beginnt, über eine Sonde in die Blutbahn zu fliessen. Wenige Minuten später, um 11.40 Uhr, ist DJ Fabo tot. Dank Schweizer Sterbehilfe.
Verzweifelter Brief an den Staatspräsidenten
Jahrelang fleht der Italiener in seiner Heimat um einen assistierten Suizid. Doch der ist in Italien verboten. Selbst ein verzweifelter Brief an Staatspräsident Sergio Mattarella (75) nützte nichts. Es gibt keine Gnade für den leidenden Tetraplegiker.
Fabiano A. wendet sich darauf an den italienischen Politiker Marco Cappato (45), ein Kämpfer für legale Euthanasie. Dieser stellt den Kontakt zur Schweizer Sterbehilfe Dignitas her.
Cappato organisiert den Transport des schwerbehinderten DJ am Sonntag. Im Auto geht es über die Grenze in Chiasso TI weiter in Richtung Zürich. Die Hilfe ist in Italien strafbar. Cappato drohen bis zu zwölf Jahre Haft.
Sie scherzen, auch wenn ihre Herzen weinen
Mit an Bord sind Fabianos Mutter und seine Verlobte Valeria. Noch eine letzte Nacht. Sie sprechen über erlebte Reisen nach Indien, ans Meer. Sie sprechen über Freunde, über die Musik. Sie scherzen am Sterbebett, auch wenn ihre Herzen weinen.
Noch ein letztes Frühstück. Fabiano A. bestellt Stracciatella-Joghurt. Er isst ein halbes Kilo davon. «Sollte ich nicht sterben können, nehme ich etwas davon wieder mit nach Hause», sagt er. Dann ist es so weit. Fabiano A. tritt seine letzte Reise an. Ins Jenseits.