Jeffrey S.* (51) gehörte zu den Brutalsten unter den Kapitol-Stürmern. Der Geophysiker aus Colorado schleift gemeinsam mit anderen Trump-Anhängern am 6. Januar einen Polizisten die Treppe des US-Regierungsgebäudes hinunter. Videos zeigen, wie er nieder, den Schlagstock in der Hand.
S. ist einer von aktuell über 400 Personen, gegen die nach dem Sturm aufs Kapitol ermittelt wird. Aktuell sitzt er in Haft – es besteht Fluchtgefahr. Den Polizisten wäre er nämlich fast entwischt – drei Tage nach den Szenen am Kapitol wollte S. nämlich in die Schweiz abhauen.
Er dachte, Schweiz würde ihn nicht ausliefern
Zuvor war er von Washington zurück nach Colorado gereist. Dort hatte er jegliche elektronischen Geräte in der Mikrowelle zerstört. Seine Schusswaffen brachte er weg, zu einem Bekannten, heisst es in den Gerichtsakten, die der «Sonntagszeitung» vorliegen.
Dann reist er nach Boston, wo er den Flieger nach Zürich besteigen will. Er glaubt, die Schweiz würde ihn nicht an die USA ausliefern. Er habe zum Skifahren in die Berge reisen wollen, damit das Vorhaben natürlicher aussehe, erzählt er später den Ermittlern.
Am Flughafen aber hat er den Eindruck, dass die dortigen Polizisten über ihn reden. Er flieht, mietet ein Auto und fährt Richtung Süden. Aus Angst vor dem FBI wirft er sein Handy auf einer Brücke aus dem Fenster in einen Fluss.
Polizisten nur «getätschelt»
Eine Polizeipatrouille aus New York findet Jeffrey S. am Tag darauf. Die Beamten hatten das Mietauto gesucht, es war durch einen unkontrollierten Fahrstil aufgefallen. Sie finden den Kapitol-Stürmer blutüberströmt. Er sagte, er habe sich umbringen wollen: «Ich bin müde, ich habe das Kämpfen satt, ich werde vom FBI gesucht.» Im Auto lag noch sein Ticket in die Schweiz
In den Einvernahmen gab Jeffrey S. an, er habe den Polizisten am Kapitol nicht verletzen wollen. Viel mehr habe er versucht, ihn vor den Randalieren zu schützen. Mit dem Schlagstock habe er ihm lediglich «auf den Rücken getätschelt».
Noch steht die Gerichtsverhandlung bevor. Für den Trump-Anhänger gilt die Unschuldsvermutung. Bis zum Prozess muss Jeffrey S. hinter Gittern bleiben. (hah)
* Name der Redaktion bekannt