Schweden macht mal wieder als Corona-Sonderzug von sich reden. Unbeirrt fährt die nordische Lokomotive mit deutlich reduzierteren Massnahmen in den anstehenden Winter, als es der grosse Rest Europas tut. Trotzdem ist bisher von einer vierten Welle nichts zu sehen. Seit Wochen sind die Epidemie-Zahlen im Keller, obwohl es ausser einer Empfehlung zum Maskentragen und Abstandsregeln keine Corona-Richtlinien gibt.
Doch nun müssen auch im hohen Norden mehr Briketts in den Ofen geworfen werden, um den Motor nicht gefrieren zu lassen. Ab 1. Dezember wird ein digitales Impfzertifikat für Veranstaltungen mit mehr als 100 Personen in Innenräumen eingeführt. «Wir alle wollen, dass die Pandemie vorbei ist», sagte Sozialministerin Lena Hallengren bei der Vorstellung des Impf-Passes.
Kein Zertifikat in Restaurants
Kulturministerin Amanda Lind sagte, das Vorzeigen des Zertifkats werde nicht vorgeschrieben. Wer aber keins vorlege, müsse bestimmte Einschränkungen befolgen. Mehr Details zu Konsequenzen gab es nicht, das sei Sache der Veranstalter.
Karin Tegmark Wisell, Chefin der schwedischen Gesundheitsbehörde, sagte, der Schritt sei nötig, um das Gesundheitswesen nicht zu überlasten. In Restaurants sei das Zertifikat nicht nötig. «Vorerst», fügte sie an.
Zahlen in Skandinavien steigen
Die Massnahme dürfte nicht vorwiegend aufgrund der Entwicklung im eigenen Land eingeführt worden sein. Am Dienstag lag die 7-Tage-Inzidenz in Schweden bei 52,9 – in Deutschland lag sie bei 312,4 und in der Schweiz bei 282,9. Doch beim Nachbar Norwegen wurden vergangene Woche 20 Prozent mehr Fälle als in der Vorwoche registriert. Derweil vermeldete Dänemark am Mittwoch 3907 neue Fälle – den höchsten Wert in diesem Jahr.
In Schweden sind bisher 81,5 Prozent der über 16-Jährigen geimpft. Bei der Gruppe Ü60 sind es über 92 Prozent. Zudem haben 34 Prozent der Über-80-Jährigen ihre Booster-Impfung bereits erhalten. (vof)