Diese Ukraine-Teenager «mögen» jetzt Russland
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Ukrainische Kinder entführt – jetzt sagt Putins Kinderrechtsbeauftragte
«Ihr Hass verwandelt sich in eine Liebe zu Russland»

Die Ukraine berichtet von Tausenden entführter Kinder seit Ausbruch des Kriegs. Nun erzählt die russische Kinderrechtsbeauftragte davon, wie die ukrainischen Kinder gerettet wurden. Die Kinder mit ihren Familien zu vereinen, komme nicht infrage.
Publiziert: 29.09.2022 um 14:23 Uhr
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Aktualisiert: 29.09.2022 um 16:19 Uhr
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Wochenlang versteckten sich Kinder in den Kellern ihrer Wohnhäuser, während in der Stadt Mariupol die Bomben flogen.
Foto: keystone-sda.ch
Jenny Wagner

Die Kinder von Mariupol sassen wochenlang in den Kellern ihrer Wohnhäuser, während die Stadt von russischen Truppen dem Erdboden gleichgemacht wurde. Doch der Albtraum endete nicht in der Ukraine.

Mehrere tausend Kinder wurden entführt und in Russland zur Adoption freigegeben. Jetzt berichtet Maria Lwowa-Belowa, Putins Kinderrechtsbeauftragte, von 30 Kindern, die aus Mariupol «gerettet» wurden, nachdem ihre Familien sie dort zurückgelassen hätten. Diese Kinder seien heute in russischen Pflegefamilien und dankbar dafür. Sie würden nicht zurück in die Ukraine und zu ihren Familien wollen.

Über 5000 Kinder weg

Laut Angaben des ukrainischen Ministeriums wurden im Sommer über tausend Kinder allein aus Mariupol entführt und nach Russland gebracht. Daria Herasymchuk, ukrainische Beauftragte für Kinderrecht, wirft Russland vor, seit August insgesamt 5754 Kinder illegal nach Russland verschleppt zu haben. Kiew beschuldigte Moskau, damit gegen die UN-Kinderrechtskonvention zu verstossen und fordert Russland auf, die Kinder zu ihren Familien zurückzubringen.

Auch russische Quellen sprechen für die Verschleppungen. Im August veröffentlichte die Abteilung für Familienangelegenheiten in der russischen Stadt Krasnodar einen Bericht darüber, dass über tausend Kinder aus Mariupol von russischen Pflegefamilien aufgenommen wurden und weitere 300 auf ihre Adoption warteten. Der Bericht wurde schnell wieder gelöscht, zeigt aber das dramatische Ausmass der Entführungen.

Negativität verwandelte sich in «Liebe für Russland»

Lwowa-Belowa erzählte am Dienstag an einer Pressekonferenz eine andere Geschichte. Sie berichtete von 30 Kindern, die in den Kellern Mariupols «gefunden» wurden. Diese Kinder seien ihren Angaben zufolge von ihren Eltern in der zerbombten Stadt zurückgelassen worden, während diese geflohen seien. Die verlassenen Kinder wurden nach Moskau gebracht, wo sie bei russischen Familien ein neues zu Hause fanden.

Am Anfang habe es Schwierigkeiten mit der «Integration» gegeben. «Die Kinder äusserten sich negativ über den Präsidenten, sagten schlimme Sachen, sangen die ukrainische Hymne, riefen ‹Ruhm der Ukraine› und so weiter», beschrieb sie.

«Eines der grössten Probleme ist das Trauma, das die Kinder erlebt haben», erklärte die russische Kinderrechtsbeauftragte. «Deshalb gab es am Anfang vielleicht eine gewisse Negativität. Aber diese verwandelte sich in eine Liebe für Russland», fuhr sie fort. Nachdem die Kinder in ihren Pflegefamilien untergebracht worden seien, habe sich ihre Einstellung zu Russland radikal geändert. Laut Lwowa-Belowa sagen die Kinder jetzt: «Uns geht es hier sehr gut.» Sie wollen angeblich nicht mehr zurück.

Russland will Kinder nicht mit ukrainischen Familien vereinen

Auf Herasymchuks Forderung, die Kinder zurückzubringen, um sie mit ihren Familien zu vereinen, will die Kinderrechtsbeauftragte nicht eingehen. Die Eltern hätten ihre Kinder in Mariupol zurückgelassen. «Zum Beispiel ist eine Familie nach Deutschland geflohen, liess die Kinder aus irgendeinem Grund zurück und will sie jetzt abholen», sagte Lwowa-Belowa verständnislos. Sie erwähnte nicht, dass seit Ausbruch des Kriegs viele ukrainische Familien voneinander getrennt wurden.

«Meine Aufgabe ist es, im Interesse der Kinder zu handeln», beteuerte sie. «Wir haben die Kinder gefragt, ob sie zurückwollen und ihnen erklärt, dass sie jetzt die Möglichkeit dazu haben. Kein Einziges wollte zurück.» Bisher wurden nach Angaben der Onlinezeitung «Medusa» nur 50 Kinder von über Tausenden zurückgebracht.

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