«Es handelt sich um eine grosse militärische Operation»
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«Grosse Militär-Operation»:Ukrainische Armee-Sprecherin spricht mit Blick TV über Angriff im Süden

Ukrainer stossen in Cherson vor – Strategiexperte Mauro Mantovani beurteilt die Lage
«Ein wichtiger Schritt zur Rückeroberung der Krim»

Die Ukrainer sind bei Cherson offenbar auf dem Vormarsch. Wie weit werden sie kommen und gelingt ihnen die Rückeroberung der verlorenen Stadt? Militärexperte Mauro Mantovani gibt ihnen grosse Chancen.
Publiziert: 30.08.2022 um 21:17 Uhr
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Aktualisiert: 31.08.2022 um 07:11 Uhr
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Die Ukrainer haben gegen die Russen eine Offensive gestartet (Bild aus Charkiw).
Foto: AFP
Guido Felder

Ein halbes Jahr nach dem Eindringen russischer Truppen in den Süden ihrer Heimat hat die ukrainische Armee eine Gegenoffensive begonnen. Die äusserste Verteidigungslinie der Russen im Gebiet Cherson sei an mehreren Stellen durchbrochen worden, teilte das ukrainische Militär mit.

Die Grossstadt Cherson auf dem rechten Ufer des Stroms Dnjepr war gleich zu Beginn der Invasion im Februar von russischen Truppen erobert worden, die von der Halbinsel Krim vorstiessen.

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Allerdings gab es bis Dienstag kaum gesicherte Details zu der Offensive. Wie die Südgruppe der ukrainischen Armee mitteilte, seien Einheiten der Donezker Separatisten und russischer Marineinfanterie zum Rückzug gezwungen und einzelne Dörfer erobert worden.

Die russische Armee bestätigte zwar Vorstossversuche der ukrainischen Truppen, sprach aber zeitgleich von einer erfolgreichen Abwehr und hohen ukrainischen Verlusten. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Der Strategieexperte Mauro Mantovani (58) von der ETH-Militärakademie schätzt für Blick die Lage ein.

Ist das der Wendepunkt im Krieg?
Den gab es schon, als im März die Russen aus der Region Kiew abziehen mussten. Eine erfolgreiche Rückeroberung dieses russischen Brückenkopfs – das nördlich des Dnjepr gelegene Gebiet der Oblast Cherson – könnte aber tatsächlich eine Phase einleiten, in der die Initiative auf die ukrainische Seite übergeht.

Wie hoch sind die Chancen, dass die Ukraine Cherson tatsächlich zurückerobert?
Ich schätze sie als hoch ein, allerdings eher im Laufe von Wochen als Tagen. Es wäre ein wichtiger Schritt in Richtung Rückeroberung der Krim, auch, weil die Wasserversorgung der Krim wesentlich aus dem Dnjepr stattfindet. Allerdings wird ein Übersetzen über den Dnjepr wegen der zerstörten Brücken auch für die ukrainische Armee schwierig werden.

Wie kann eine Rückeroberung gelingen?
Durch weitere gezielte Beschiessung russischer Stellungen und Nachschublinien im Raum Cherson.

Welche Rolle spielt die Antonowski-Brücke?
Sie ist eine von zwei Dnjepr-Übergängen und derzeit unbenutzbar, jedenfalls für schweres Gerät. Die Russen behelfen sich mit Ponton-Brücken.

Wie könnte Putin auf den ukrainischen Vormarsch reagieren?
Durch den Einsatz seiner strategischen Luftflotte, von der bisher noch nicht viel zu sehen war, und der Verschiebung von Bodentruppen aus dem Donbas.

Könnte er nun die Mobilmachung ausrufen?
Das halte ich für unwahrscheinlich, weil der «Brückenkopf» zwar wichtig ist als Basis für einen zukünftigen Vorstoss Richtung Odessa, aber kein vitales russisches Interessengebiet.

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