Der Januar könnte Bidens Jubiläumsmonat werden – oder seine Schicksalsprobe. Fast ein Jahr nach Amtsantritt hat der US-Präsident mit zahlreichen Problem-Dossiers zu kämpfen. Das drückt auf seine Beliebtheitswerte. Gut die Hälfte der Amerikanerinnen und Amerikaner ist aktuell nicht zufrieden mit Joe Biden (79). Und das nur noch zehn Monate von den Halbzeitwahlen entfernt, wenn die dünne Mehrheit der Demokraten im Kongress auf dem Spiel steht.
Der US-Präsident muss kräftig zulegen, damit aus seinem Plan für Amerika was wird. Blick zeigt Bidens Baustellen.
Ukraine-Krise
Lange herrschte praktisch Stillstand. Dann schickte Putin Truppen an die Grenze zur Ostukraine. Eine Provokation? Oder Vorbereitungen für einen offenen Konflikt?
«Der Kreml ist unberechenbar. Ich glaube aber nicht, dass Putin eine Invasion plant», sagt der ETH-Sicherheitsexperte Benno Zogg zu Blick. «Das ist zu riskant, die Opferzahlen wären zu gross, das Ergebnis zu unsicher, und hinterher drohen Sanktionen.» Vielmehr gehe es Moskau um Verhandlungen – und zwar direkt mit Washington. Putin will unter anderem sicherstellen, dass die Nato sich nicht weiter nach Osten ausdehnt. Vielleicht kann der «Geist von Genf» dazu beitragen: Nach zwei Telefonaten der Staatschefs treffen sich ihre Unterhändler am 9. und 10. Januar in der Schweiz.
Atomstreit mit Iran
Eine Altlast von Bidens Vorgänger. Der war 2018 aus dem Atom-Abkommen ausgestiegen, das Teheran vom Bau von Kernwaffen abhalten soll, ohne ihnen die friedliche Nutzung der Kernkraft zu verwehren. Nachdem die USA den Iran mit sehr harten Wirtschaftssanktionen belegt hatten, scherte sich auch der Iran immer weniger um die Auflagen.
Am Montag startete die achte Runde der US-Iran-Gespräche in Wien. Ob das alte Abkommen wiederbelebt werden kann oder ob es bald ein neues gibt, ist fraglich.
Mega-Inflation
Amerika ist teurer geworden. Das merken Amerikanerinnen und Amerikaner beim Kauf von Milch, Benzin oder einem gebrauchten Auto.
Im November stieg die US-Inflationsrate im Vergleich zum Vorjahr auf 6,8 Prozent. Es war der höchste jährliche Anstieg seit fast 40 Jahren. Die Preiserhöhungen wirken sich vor allem bei lebenswichtigen Gütern und Dienstleistungen aus – von Verkehr über Energie bis Wohnen und Nahrungsmittel.
Kritiker machen Bidens Hilfspakete verantwortlich. Viel wahrscheinlicher dürfte es aber an der Pandemie in Kombination mit den weltweiten Lieferengpässen liegen.
Corona-Personalmangel
Leere Strassen, geschlossene Geschäfte, Tausende Flugausfälle – und volle Spitäler. Das Coronavirus lähmt das öffentliche Leben in den USA.
Schon im Sommer gelang es vor allem der Gastronomie kaum, die Verluste aus den schlimmen Pandemie-Monaten wieder gutzumachen – denn das Personal war nach den Lockdowns längst in sicherere Branchen geflüchtet. Nun müssen die Läden schliessen, weil die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zuhauf in Quarantäne sind.
Auch die Infrastruktur ist betroffen. In New York etwa mussten gleich drei U-Bahn-Linien den Betrieb einstellen, weil es bei der Transportbehörde MTA zu viele Ausfälle gab. In anderen Städten fehlen Feuerwehrleute und Polizisten.
Klima-Katastrophen
Erst die Waldbrände – dann ein Schneesturm. Kalifornien erlebte in nur wenigen Monaten den Klimawandel in Extremform. Im Mittleren Westen schlugen jüngst mehr als 40 Tornados eine Schneise der Verwüstung durch acht US-Staaten. Mehr als 90 Menschen starben. Und im US-Bundesstaat Colorado gabs zum Jahreswechsel riesige Waldbrände. Zehntausende Menschen wurden evakuiert.
Zwar hat Biden eine ehrgeizige Klima-Agenda, um die Erderwärmung zu bremsen – doch sein wichtigstes Massnahmenpaket scheitert ausgerechnet an dem demokratischen Senator Joe Manchin.