Übergewicht erhöht das Risiko für einen schweren Covid-Verlauf. Dies legen unterschiedliche Studien nahe. Wo liegt der Alarmwert bezüglich Körpergewicht? Ab welchem BMI wird das Gewicht zum Risiko?
Der Body-Mass-Index, kurz BMI, vergleicht das Körpergewicht zur Körpergrösse und gilt als Standard, ob eine Person untergewichtig, normalgewichtig, übergewichtig oder adipös ist, also fettleibig. Eine Untersuchung der US-Gesundheitsbehörde CDC im Frühjahr hält fest, Covid-Todesfälle seien weniger wahrscheinlich bei Patienten mit tieferen BMI. «Bei höheren BMI steigt das Risiko dann stark an.»
Virus fühlt sich wohl in Körperfett
Laut Studien fühlt sich das Coronavirus offenbar wohl im Fettgewebe. Das kann für Übergewichtige schwerwiegende Folgen haben. Das Coronavirus gelangt vom Atmungstrakt ins Fettgewebe und vermehrt sich dort. Die erfolgende Entzündung kann den gesamten Stoffwechsel beeinträchtigen und damit die Immunabwehr noch zusätzlich schwächen.
«Die Infektion des Fettgewebes und die damit verbundene Entzündungsreaktion könnten Gründe dafür sein, warum fettleibige Personen bei einer Infektion mit Sars-CoV-2 so schlecht abschneiden», erklärte Catherine Blish, Professorin am Stanford University Medical Center und Hauptautorin einer der Studien. Die Entzündung im Körperfett kann so heftig sein, dass sie schädlicher als die Infektion selbst ist.
Kritische BMI-Werte
Eine breit angelegte Studie der Universität Oxford bestätigt diese Einschätzung. Dabei wurden Daten von 6,9 Millionen britischen Patienten ausgewertet, bei denen mindestens eine BMI-Messung durchgeführt wurde. Die Analyse ergab, dass das Hospitalisierungsrisiko bereits ab einem BMI von 23 linear ansteigt. Das Sterberisiko war ab einem Wert von 28 erhöht.
Ärzte im chinesischen Wuhan stellten schon im Frühjahr 2020 fest, dass mehr als 88 Prozent der an Covid-19 Verstorbenen einen BMI von über 25 hatten und damit übergewichtig bis fettleibig waren.
Später bestätigten auch Wissenschaftler des New Yorker NYU Langone Medical Center diese Ergebnisse. Bei einem BMI von mehr als 40 sprechen sie von einer Gefährdung, die ungefähr so stark ist wie eine Herzinsuffizienz und deutlich stärker als Lungen- oder Krebserkrankungen.
Beatmung durch Fettmasse beeinträchtigt
Und das deutsche Ärzteblatt schreibt, Übergewicht erhöhe das Risiko erheblich, auf der Intensivstation betreut zu werden oder sogar zu sterben.
«Menschen mit einem BMI von über 30 müssen eher stationär aufgenommen, beatmet und intensivmedizinisch betreut werden», schreibt die medizinische Fachzeitschrift mit Verweis auf eine US-Studie. Auf Intensivstationen sei die Behandlung dieser Patienten besonders schwierig. So sei auch die Beatmung durch die übermässige Fettmasse beeinträchtigt.
Körperliche Bewegung wird empfohlen
Der Rat der Mediziner? «Patienten müssen dringend zu mehr körperlicher Bewegung angehalten werden.» Eine Studie mit knapp 50'000 Erwachsenen habe gezeigt, dass körperliche Aktivität die Risiken für eine Infektion, eine stationäre Behandlung und einen Intensivaufenthalt verringern würden.
In der Schweiz leiden laut dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) vier von zehn Erwachsenen an Übergewicht. Ab einem BMI von 25 kann man als übergewichtig gelten. Menschen mit einem BMI von 30 und höher gelten als adipös. (kes)