Darum leiden Übergewichtige häufiger unter schweren Verläufen
Coronavirus greift laut Forschern das Fettgewebe an

Eine neue Studie könnte helfen zu erklären, warum übergewichtige Menschen ein höheres Risiko haben, schwer an Corona zu erkranken oder sogar daran zu sterben. Forscher haben herausgefunden, dass das Virus das Fettgewebe angreifen kann.
Publiziert: 09.12.2021 um 19:55 Uhr
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Eine neue Studie zeigt, dass das Coronavirus auch das Fettgewebe angreifen kann. (Symbolbild)
Foto: Getty Images

Seit Beginn der Pandemie ist klar: Menschen mit Übergewicht gehören zur Risikogruppe – sie erkranken häufiger schwer an den Folgen einer Corona-Infektion. Den Grund dafür sah man bisher vor allem in einem geschwächten Immunsystem oder im Zusammenhang mit Folgeerkrankungen wie etwa Diabetes. Doch Wissenschaftler sind zunehmend davon überzeugt, dass ihre Anfälligkeit etwas mit der Fettleibigkeit selbst zu tun hat.

Forscher haben nun herausgefunden, dass das Coronavirus sowohl Fettzellen als auch bestimmte Immunzellen im Körperfett infizieren kann. Auf den Eindringling reagiert der Körper dann mit einer Entzündung – diese kann manchmal so heftig sein, dass sie schädlicher ist als die Infektion selbst. «Dies könnte durchaus zu schweren Erkrankungen beitragen», sagte Dr. Catherine Blish, Professorin am Stanford University Medical Center der «New York Times». Sie ist eine der Autorinnen der Studie.

Impfstoffe möglicherweise anpassen

Blish und ihre Kollegen spekulierten in ihrer Arbeit auch darüber, dass infiziertes Körperfett sogar zu Long-Covid führen könnte. Und: Die Daten würden darauf hindeuten, dass Covid-Impfstoffe und -Behandlungen möglicherweise auf das Gewicht und die Fettreserven der Patienten angepasst werden müssten.

Für die Untersuchung entnahmen die Forscher Fettgewebe aus den Leichen europäischer Corona-Toter. Auch Forscher aus der Schweiz und Deutschland beteiligten sich an der Studie. Die Forschungsergebnisse wurden bereits im Oktober online gestellt. Noch wurden sie aber nicht von Experten begutachtet oder in einer wissenschaftlichen Zeitschrift veröffentlicht.

Dennoch: «Diese Arbeit ist ein weiterer Weckruf für die Ärzteschaft und das öffentliche Gesundheitswesen, sich eingehender mit den Problemen von übergewichtigen und fettleibigen Menschen sowie den Behandlungen und Impfstoffen zu befassen, die wir ihnen geben», sagte etwa Barry Popkin, Professor für Ernährung an der University of North Carolina, gegenüber der Zeitung. Auch er hat sich mit dem erhöhten Risiko von übergewichtigen Menschen, im Zusammenhang mit dem Coronavirus, befasst.

42 Prozent der Amerikaner sind fettleibig

Gerade für die USA könnten die Forschungsergebnisse wichtig sein. Denn das Land hat eine der höchsten Fettleibigkeitsraten der Welt. Viele amerikanischen Erwachsenen sind übergewichtig, 42 Prozent leiden unter Fettleibigkeit – also starkems Übergewicht.

Davon betroffen sind vor allem die Ureinwohner des Landes sowie Afroamerikaner und Latinos. Diese Gruppen weisen höhere Fettleibigkeitsraten auf, als etwa die weisse oder asiatische Bevölkerung des Landes. Sie waren bisher auch überproportional von der Pandemie betroffen. Die Sterberate war etwa doppelt so hoch wie bei den weissen Amerikanern. (bra)

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