Grabräuber profitieren von Corona
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Fehlende Polizeikapazität:Grabräuber profitieren von Corona

Über die Hälfte der in Rom angebotenen historischen Artefakte sind gestohlen
Grabräuber profitieren von Corona

Die Zahl der Grabplünderungen hat in Italien stark zugenommen. Laut einer Expertin könnten die Raubzüge im direkten Zusammenhang mit der Pandemie stehen.
Publiziert: 06.06.2021 um 15:30 Uhr
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Grabräuber haben im Corona-Jahr 2020 mehr Beute erstanden als in den vergangenen Jahren.
Foto: Screenshot Blick TV

Die italienische Polizei hatte im vergangenen Jahr mit der Durchsetzung des Lockdowns alle Hände voll zu tun – ganz zur Freude der Grabräuber. Diesen wurde aufgrund der fehlenden Überwachung die Raubzüge erleichtert.

Das führte weltweit zu einem bemerkenswerten Handelsanstieg geplünderter Artefakte, sagt Katie Paul, Co-Direktorin des Wissenschaftsprojekts zu Antiquitäten-Schmuggel und Kulturerbe.

Polizei mit Lockdown beschäftigt

Paul vermutet einen Zusammenhang zwischen den vermehrten Grabplünderungen und der Corona-Pandemie: «Die Polizei war vor allem damit beschäftigt, den Lockdown durchzusetzen», sagt die Wissenschaftlerin. So hätten die Sicherheitskräfte weniger Kapazität gehabt, Grabstätten, Museen und Kirchen zu bewachen.

«Ausserdem hat die Pandemie vielen Menschen den Arbeitsplatz gekostet», so Paul weiter. Die verschlimmerte wirtschaftliche Lage der Menschen könnte auch zu den Diebstählen angetrieben haben und so für den Handelsanstieg verantwortlich sein.

56'400 Kulturgüter beschlagnahmt

Laut Interpol sind zwischen Juni und Oktober 2020 rund 56'400 gestohlene Kulturgüter beschlagnahmt und 67 Personen verhaftet worden. Bei den Verhafteten handelt es sich um Grabräuber und Händler.

Während sich ein Grossteil Europas im Lockdown befand, seien allein in Italien Kulturgüter im Wert von rund 1,3 Millionen Franken auf dem Weg zu Käufern gewesen. Gehandelt wurden die antiken Keramik- und Kunstartefakte sowie Bücher im Darknet und auf dem Schwarzmarkt.

«Mindestens 50 Prozent der Artefakte gestohlen»

«Mindestens 50 Prozent aller auf dem Markt angebotenen antiken römischen Artefakte sind gestohlen», sagte der bekannte Kunstdetektiv Arthur Brand zu CNN.

Sich zu Roms Schätzen Zugang zu verschaffen, sei nicht schwierig, schreibt das Nachrichtenportal weiter. Immer wieder würde es zu Verhaftungen von Dieben und Touristen kommen, die einfach und unbemerkt in die Ruinen eindringen können.

Das läge daran, dass die Stadt nicht genügend Mittel bereitstellen könne, um die Ausgrabungen fortzusetzen und das Gebiet für die Öffentlichkeit besser abzuriegeln. (une)

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