«Unsere Tür ist immer offen». Mit diesem Satz richtete sich Richard Moore (60), Chef des britischen Geheimdienstes MI6, in der Residenz des britischen Botschafters in Prag in einer seinen seltenen Reden an russische Spione. Der als «C» bekannte MI6-Vorsteher wollte potenziellen Überläufern am Mittwoch offenbar zu verstehen geben, dass sich der Geheimdienst um sie kümmern und sie beschützen würde, würden sie nach Grossbritannien einreisen, wie «Politico» berichtet.
Moore erklärte in der Rede weiter, dass Russen, die mit «Gewissensbissen» ringen würden, vom Geheimdienst herzlich willkommen geheissen würden. Seit dem Beginn des Ukraine-Krieges kämen immer wieder russische Staatsbürger nach Grossbritannien. Sie seien entsetzt über die Taten, die in ihrem Namen in der Ukraine begangen werden – und wollten das Blutvergiessen stoppen.
Ihre Hilfsbereitschaft im Westen würden mit Diskretion und Professionalität abgehandelt. Moore: «Ihre Geheimnisse werden bei uns in Sicherheit sein.»
Künstliche Intelligenz macht Spione noch wertvoller
Der Spionagechef nutzte die Rede auch, um auf die Verluste der russischen Armee in der Ukraine aufmerksam zu machen: «Es scheint wenig Aussicht zu bestehen, dass die russischen Streitkräfte wieder in Schwung kommen.» Weiter sprach Moore die Rolle von künstlicher Intelligenz, abgekürzt KI, im Spionagefeld an. «Wenn die KI den Ozean der offenen Quellen durchforstet, wird es noch wertvoller sein, Geheimnisse an Land zu ziehen, die ausserhalb der Reichweite ihrer Netze liegen.»
Die Rede von Moore könne als eine gezielte Botschaft an die politischen, militärischen und wirtschaftlichen Akteure innerhalb Russlands gesehen werden, schreibt «Politico». Insbesondere, weil der I6-Chef sich sonst bedeckt hält und nur wenige öffentliche Auftritte hat. (ene)