St. Peter-Ording (D) zählt rund 2,75 Millionen Übernachtungen pro Jahr, die Strände an der Nordsee sind das Urlaubsziel vieler Besucherinnen und Besucher. Doch der weisse Sand wird jetzt zum Problem. Schön am Wasser entlangzuspazieren, ist im Moment nicht möglich. Der Grund: Treibsandgefahr, wie RTL berichtet.
Wie die Tourismusstelle von St. Peter-Ording warnt, haben sich bereits mehrere Löcher in der Nähe der Pfahlbauten und Strandkorbpodeste gebildet. Gefahrenstellen seien weiträumig abgesperrt worden. «Da trotz mehrmals täglicher Kontrollen durch Mitarbeiter der Tourismus-Zentrale und Begehungen mit dem Ordnungsamt nicht ausgeschlossen werden kann, dass einzelne Löcher bislang unentdeckt geblieben sind oder sich neue bilden, wird aktuell zu besonderer Vorsicht geraten.»
Was tun, wenn man feststeckt?
Eine Frau sei bereits steckengeblieben, wie die Tourismus-Zentrale von St. Peter-Ording kommuniziert. Am Mittwoch sei eine Spaziergängerin im Sand eingesunken. «Sie wurde rechtzeitig herausgezogen und kam mit dem Schrecken davon.» Gerade in einer Region mit höheren Wasserständen lässt auch der Treibsand nicht lange auf sich warten. Normalerweise gibt es zwischen den Körnern eine Haftreibung, sie halten eng zusammen, und man kann ungehindert darüber laufen. Wenn nun aber mehr Wasser kommt, als die Körner aufnehmen können, entsteht eine flüssige Mischung, auf der man beinahe sofort einsinkt, wie Geolino berichtet.
Das Tückische am Treibsand ist meist nicht der Sand selbst, sondern das auflaufende Wasser, wenn es einem nicht schnell genug gelingt, sich aus dem Sand zu befreien. Auf keinen Fall sollten andere Menschen versuchen, die betroffene Person herauszuziehen, da der Druck auf die Beine so immens ist, dass die Person Schaden nehmen könnte. Stattdessen sollte man versuchen, die Beine langsam hin- und herzubewegen, um den Sand um die Beine herum zu lockern. Wenn man diese Technik über einen längeren Zeitraum macht, sollte man sich selbst befreien können, wie «The National Geographic» schreibt.
Beinahe ganze Familie ausgelöscht
2017 kam es zu einem schlimmen Treibsand-Vorfall, bei dem beinahe eine gesamte Familie ausgelöscht wurde — nur der jüngste Sohn (damals 7) überlebte die Tragödie in Neapel. Seine Eltern sowie sein älterer Bruder wurden Opfer des heissen Sandes der Kraterlandschaft Solfatara von Pozzuoli (I). Der ältere Bruder missachtete das «Betreten verboten»-Schild, ging hinter die Absperrung. Dort lauerte bereits die erste Gefahr: Giftige Gase, die den Jungen zum Kollabieren brachten. Er fiel in den siedend heissen Schlamm. Die Eltern rannten ihrem Kind nach und wurden sogleich selbst in das Schlammloch gesogen. Die Leichen wurden noch am gleichen Tag geborgen.
Auch in der Schweiz ist ein Fall von Treibsand bekannt. 2022 versank ein Zürcher Rentner (damals 64) im geleerten Vogorno-Stausee im Verzascatal TI bis zum Knie. Er musste von Bergwacht, Polizei und Rega gerettet werden.