Vater, Mutter und Bruder sterben im kochenden Treibsand
Bub (7) muss Vulkan-Drama mitansehen

Lorenzo C. (11) fällt in den heissen Treibsand. Die Eltern Tiziana Z. (42) und Massimiliano C. (45) wollen ihm helfen. Alle drei versinken im brodelnden Schlammloch – vor den Augen des jüngsten Sohnes (7).
Publiziert: 13.09.2017 um 18:00 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 02:40 Uhr
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Aus den Kratern entweicht hochgiftiges Kohlendioxid.
Foto: Giuseppe Ciccia
Myrte Müller

Der Ausflug zum Krater sollte der Höhepunkt ihres Neapel-Trips werden. Am späten Dienstagvormittag stehen Tiziana Z.* (†42), Massimiliano C.* (†45) sowie ihre Söhne Lorenzo (†11) und Alessio (7) an der Kasse. Die Familie aus dem Veneto will die Kraterlandschaft Solfatara von Pozzuoli (I) besichtigen – wie so viele andere Touristen an diesem Tag auch. 

Sie verzichten auf einen Guide. Ein tödlicher Fehler. Denn nur wenig später nimmt das Drama seinen Lauf. Sohn Lorenzo steigt hinter die Abschrankung des Schlammlochs «Fangaia». «Betreten verboten» steht auf dem Schild. Doch der Bub beachtet es nicht. 

Die Eltern versuchten, ihren Sohn zu retten

Giftige Gase treten aus. Lorenzo kollabiert, fällt in siedend heissen Schlamm. Die Eltern rennen ihrem Kind nach, wollen es aus dem Treibsand ziehen, werden aber selber in den Schlund des Kraters gesogen. Weinend steht der kleine Alessio am Rand und verfolgt verzweifelt, wie Eltern und Bruder im brodelnden Schlammloch untergehen. 

Wie es genau zur Katastrophe kam, wird noch ermittelt. Möglicherweise brach die dünne Kruste unter dem Gewicht der Eltern und liess sie in den kochenden Treibsand stürzen. Die Leichen werden noch am gleichen Tag aus dem zwei bis drei Meter tiefen Kraterloch gezogen.

Sie wollten vier Tage Ferien machen 

«Sie starben sofort», sagt Vulkanologe Giuseppe Mastrolorenza der Zeitung «Nuova Venezia», «allein das Kohlendioxid, das aus dem Krater austritt, ist hochgiftig.» Man hätte gar nicht die Zeit gehabt, die Familie zu retten. 

Tiziana Z. kam aus Turin (I). Sie war ihrem Ehemann, dem Ingenieur Massimiliano C., in seine Heimat Venetien gefolgt und hatte im Sicherheitsdienst des Flughafens von Venedig einen Job bekommen.

Vier Tage wollte die Familie in Neapel Ferien machen, bevor die Schule wieder beginnt – und die Phlegräischen Felder mit ihren 40 antiken Vulkankratern besuchen.

* Namen der Redaktion bekannt

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