Trotzig und unbeugsam statt entmutigt und besiegt
Wie Trump die Mugshot-Schande als politische Waffe nutzt

Das ist nicht das Knast-Foto, auf das seine vielen Feinde hofften. Statt eingeschüchtert und entmutigt zeigt sich Trump auf dem Mugshot stark, trotzig, unbeugsam. Das Polizeifoto schreibt Geschichte – und kurbelt Donald Trumps Wahlkampagne 2024 kräftig an.
Publiziert: 26.08.2023 um 03:58 Uhr
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Aktualisiert: 26.08.2023 um 09:11 Uhr
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Das ist nicht das Gesicht eines erniedrigten Ex-Präsidenten, auf das seine politischen Gegner hofften.
Foto: AFP
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Daniel KestenholzRedaktor Nachtdienst

Der Trump-Mugshot – das Polizeifoto von Ex-US-Präsident Donald Trump (77) – schreibt Geschichte. Das Bild ist wohl nicht nur das bald am meisten geteilte Foto der am meisten fotografierten Person der Welt. Das Foto könnte eines der bekanntesten der Geschichte überhaupt werden.

Mit dem Foto kehrte Trump nach zweieinhalb Jahren auf X zurück, wie Twitter neu heisst. Ob Kommentare, Retweets, Likes oder blosse Aufrufe, nach nur 24 Stunden deuten die Userzahlen auf einen neuen Rekord hin, das Foto zum meistgeklickten X-Post überhaupt zu machen.

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Trump wusste sehr wohl, dass er seine Behandlung als Krimineller durch Georgias Behörden in Marketing-Gold ummünzen kann. Trump blickt herausfordernd in die Kamera, als hätte er die Pose vor dem Spiegel perfekt eingeübt. Das zahlt sich offenbar aus.

Trotzig und unbeugsam statt entmutigt und besiegt

Das ist nicht das Knast-Foto, auf das seine vielen Feinde gehofft haben. Anstatt eingeschüchtert, besorgt, entmutigt und besiegt zu wirken, blickt Trump stark, trotzig und unbeugsam in die Linse.

Die Stirn gerunzelt, den Kiefer zusammengebissen und die rote Krawatte fest verknotet, sagt Trump seinen Gegnern den Kampf an. Statt sich zu schämen, der erste ehemalige US-Präsident zu sein, der jemals wie ein Krimineller für ein Polizeifoto zu posieren hat, maximiert er die Demütigung.

Schande als Waffe

Der auf 200'000-Dollar-Kaution freigelassene Häftling mit der Nummer P01135809, der als 1,90 Meter gross und 97 Kilogramm schwer angegeben wird, schwört, «niemals aufzugeben» – und nutzt die Schande des Fahndungsfotos als politische Waffe.

Trump liess das Foto schnell auf seine Kampagnen-Website hochladen, um Geld für seinen Versuch zu sammeln, das Weisse Haus zurückzuerobern – und Anwaltskosten in der Höhe von mehreren Millionen Dollar zu bezahlen.

Seine Kampagne für das Jahr 2024 hat das Foto bereits auf Flaschen, Tassen, T-Shirts und andere Werbeartikel printen lassen. «Breaking news», lautete eine E-Mail an Anhänger. «The mugshot is here.» Eilmeldung. Das Verbrecherfoto ist da. «Dieses Fahndungsfoto», so der Text dazu, «wird für immer als Symbol für Amerikas Widerstand gegen die Tyrannei in die Geschichte eingehen.»

Trump sah sich «in Höhle des Löwen»

Den Spendenaufruf zum Foto auf seiner Webseite begleitet Trump mit grossen Worten: Er sei «in die Höhle des Löwen gegangen». Er werde «unsere Mission zur Rettung Amerikas niemals aufgeben».

Wem es schlecht gehe, wer kein Geld habe, solle kein Geld schicken, so Trump. «Wenn es Ihnen wegen der finsteren Leute, die unser Land gerade kontrollieren, schlecht geht, spenden Sie auf keinen Fall.»

Bidens knapper Kommentar

US-Präsident Joe Biden (80) riss am Freitag noch einen Witz über das Trump-Foto. Auf die Frage einer Journalistin, was er von dem Bild halte, sagte Biden mit verschmitzten Lächeln: «Gut aussehender Typ. Wundervoller Typ.»

Tatsächlich verhilft das Bild Trumps Wahlkampagne zu Dynamik. Das Foto verbreitet sich weltweit. «Es wird ein beliebteres Bild sein als die Mona Lisa», zitiert Reuters die frühere republikanische Kongresskandidatin Laura Loomer (30).

Ein 19-jähriger Trump-Anhänger vor dem Regionalgefängnis in Atlanta, wo sich der Ex-Präsident dem 4. Strafverfahren dieses Jahr stellen musste, sagte: «Das Polizeifoto war nicht notwendig und wurde gemacht, um Trump zu schaden. Wird es aber nicht.»

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