Palermo ist so schön wie schmutzig. Das bemerken Touristen, die die sizilianische Metropole seit Jahren in grossen Scharen besuchen. Rund fünf Millionen Menschen machen pro Jahr Ferien auf der Insel. Nicht jeder kann dabei über meterhohe Müllberge, Wasserknappheit oder den teuren Strandbesuch hinwegsehen, wie eine von einem deutschen Ehepaar verfasste und von der Zeitung «La Repubblica» zitierte Bewertung verdeutlicht.
«Palermo war ein echter Leckerbissen, leider aber auch die schmutzigste Metropole, die wir je besucht haben. Fast auf einer Stufe mit Indien», schreibt das Paar nach einem mehrtägigen Aufenthalt in einer Frühstückspension im Herzen von Palermo. Auch in anderen Bewertungen findet sich oftmals ein «aber» oder «schade» wieder.
Hotelverbandschef kritisiert Touristensteuer
Seit über einem Jahrzehnt hat Palermo ein Müllproblem. Die Unrat-Berge türmen sich unübersehbar, teils mehrere Meter hoch. Hinzu kamen in den vergangenen Jahren im Sommer auch die Hitze und eine damit einhergehende Wasserknappheit. «Wir Hoteliers sind gezwungen, die Wasserreserven des Hotels ständig zu überwachen. Das ist zu einer zusätzlichen Aufgabe geworden», sagt Antonio Marino vom Hotelverband Federalberghi gegenüber «La Repubblica». Er vertritt die Hoteliers in der Stadt Trapani.
Und dann wäre da noch der Preis-Leistungs-Aspekt. Nicht immer ist das, was man auf Sizilien bekommt, auch das Geld wert, das man zahlt. So sagt selbst der Chef des Hotelverbands, Nicola Farruggio, dass die täglich erhobene Touristensteuer «nicht durch angemessene Dienstleistungen ausgeglichen wird».
Auch die Infrastruktur ist nicht immer die beste. «Wer mit dem Auto anreist, fragt sich zum Beispiel verwundert, wieso manche Strassen angesichts der unebenen Asphaltoberfläche als befahrbar gelten», so Farruggio.
Diebe und teurer Strandbesuch
Hinzu kommt, dass die Gäste immer häufiger auch beim Strandbesuch zur Kasse gebeten werden. Eine vierköpfige Familie zahlt nach Angaben der italienischen Zeitung für einen Tag am Strand zuweilen rund 100 Euro, umgerechnet etwa 95 Franken, plus Parkgebühren.
Ernüchternd: Das Wasser ist an den Stränden nicht überall sauber. Zwei Strände bei Palermo wurden von der Europäischen Umweltagentur als «mangelhaft» bewertet. Mehrfach mussten Badeverbote angeordnet werden – wegen fäkaler Bakterien im Wasser und möglicher Verschmutzung durch Mülldeponien.
Wer das bezahlen will oder kann, kann gleichzeitig froh sein, dass er oder sie überhaupt noch ein Portemonnaie hat. Denn die Insel hat auch noch ein Sicherheitsproblem. Diebe sehen in den Ausländern leichte Opfer – ebenso wie Betrüger. «Ein japanisches Paar rief uns alarmiert an, weil am Ende einer Kutschfahrt 800 Euro von ihnen verlangt worden waren. Es war wirklich peinlich», berichtet ein Hotelier.