«Meine Zeit ist gekommen, ich wurde vom Heiligen Tarrant auserwählt. Walhalla wartet auf mich!» Diese Worte postete der 21-jährige Norweger Philip Manshaus auf der Seite «Endchan» – ein ähnliches Forum wie «8chan», wo frühere Terroristen wie Brenton Tarrant ihre rechtsextremistisch motivierten Anschläge ankündigten.
Manshaus schnappte zwei Schrotflinten und eine Pistole und drang in die Al-Nur-Moschee in Baerum bei Oslo ein. Nur noch drei Gläubige hielten sich dort auf – und ein rund 70 Jahre alter Mann stürzte sich sofort auf Manshaus und überwältigte ihn, sagte der Moschee-Vorstand dem Sender TV2.
Leiche in seiner Wohnung – er verweigert Aussage
Im Gerangel seien Schüsse gefallen. Manshaus und der Mann, der ihn überwältigte, seien leicht verletzt worden, sagte Polizeisprecher Rune Skjold am Sonntag. In der Wohnung des Attentäters, die sich in der Nähe der Al-Nur-Moschee befindet, entdeckte die Polizei wenige Stunden nach der Attacke die Leiche einer Frau. Es handle sich um die 17 Jahre alte Tochter seiner Stiefmutter, teilte die Polizei mit. Sie leitete ein Ermittlungsverfahren wegen Mordes ein.
Am Montag teilte seine Anwältin mit, dass sich Manshaus als «nicht schuldig» sehe und von seinem Recht, die Aussage zu verweigern, Gebrauch mache. Norwegische Medien berichten, dass der junge Mann für sein Alter ziemlich vermögend war. Er besitze mehrere Immobilien und weise ein Vermögen von umgerechnet über 300'000 Franken auf.
Feindselige Haltung gegenüber Einwanderer
«Die Ermittlungen haben ergeben, dass der Täter rechtsextremistische Ansichten hatte», sagte Polizeisprecher Skjold am Sonntag. Der Mann habe Sympathien für den norwegischen Politiker Vidkun Quisling (1887–1945) gehegt, der im Zweiten Weltkrieg eine von den deutschen Besatzern abhängige Regierung geführt hatte und dessen Name zum Synonym für Kollaborateure wurde. Der Festgenommene habe auch eine feindselige Haltung gegenüber Einwanderern.
Der Angreifer hatte den Berichten zufolge eine Schutzweste, schwarze Kleidung und Knieschützer getragen. Die Umstände des Angriffs legen nahe, dass er in der Moschee ein grösseres Blutvergiessen geplant hatte.
Der 21 Jahre alte Tatverdächtige kommt in Untersuchungshaft. Das entschied das Bezirksgericht der norwegischen Hauptstadt am Montag. Der Norweger, dem die Staatsanwaltschaft neben Mordanschuldigungen mittlerweile auch Terrorismus vorwirft, kann nach dem Beschluss von Richter Sven Olav Solberg somit bis zu vier Wochen lang in U-Haft mit Brief- und Besuchsverbot gehalten werden, die ersten beiden Wochen davon in vollständiger Isolation.
Der Angriff auf die Moschee bei Oslo weckte in Norwegen Erinnerungen an die Bluttaten des Rechtsextremen Anders Behring Breivik, der im Juli 2011 insgesamt 77 Menschen tötete, davon acht bei einem Bombenanschlag in Oslo und weitere 69 auf der Insel Utøya, wo er zumeist Jugendliche erschoss. Der Attentäter von Christchurch hatte sich in einem hasserfüllten Bekennerschreiben auf die Ansichten anderer Rechtsextremer einschliesslich Breivik berufen. (neo/SDA)