Ob Nasrallahs Redenschreiber bei Angriff getötet worden sei
Israel verspottet «langweilige Rede» von Hisbollah-Führer

Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah hat am Freitag eine lange erwartete Rede gehalten. Es wurde befürchtet, dass seine Terrorgruppe eine weitere Front gegen Israel ankündigt und der Krieg regional eskaliert. Nasrallah drohte nur indirekt. Israel antwortete mit Hohn.
Publiziert: 04.11.2023 um 02:37 Uhr
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Aktualisiert: 04.11.2023 um 10:20 Uhr
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Zur mit Spannunge erwarteten Rede von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah hat die Terrorgruppe grosse Menschenmengen versammeln lassen – wie hier in Teheran.
Foto: DUKAS
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Daniel KestenholzRedaktor Nachtdienst

Die grossen Fragen im Krieg zwischen Israel und Hamas bleiben, ob sich der Iran, die Hisbollah oder die Fatah direkt in den Konflikt einmischen und einen grösseren regionalen Konflikt entfachen. Hamas kontrolliert den Gazastreifen, Fatah die Westbank. Abgesehen von militärischer, logistischer und finanzieller Unterstützung hüten sich Teheran, die Hisbollah und Fatah soweit, Israel offen den Krieg zu erklären.

Am Freitag nun brach Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah (63) sein Schweigen und hielt die lange erwartete Rede. Es gab Befürchtungen, dass die Hisbollah eine neue Front zur Unterstützung der Hamas eröffnen könnte und der Krieg sich auf weitere Länder in der Region auszuweiten droht.

Nichts, was Hamas hören wollte

Doch Nasrallah beliess es bei mehr generellen Drohungen. Er rief zu einem Waffenstillstand im Gazastreifen auf und warnte davor, dass die Zusammenstösse an der Grenze Israels zum Libanon, der Hochburg der Hisbollah, «realistisch» zu einem umfassenderen Nahostkonflikt eskalieren könnten.

Es war eine Rede der langatmigen Durchhalteparolen. Mit Beteuerungen, dass die Hamas glorreich siegen werde. Doch dieser Krieg sei ja eine palästinensische Angelegenheit. Nasrallah, der seit Jahren in einem Bunker in Beirut leben soll, liess offen, ob seine Gruppe eine weitere Front gegen Israel eröffne. Letztlich sagte Nasrallah nichts, was die Hamas hören wollte.

Der Nahost-Kenner und -Korrespondent Aris Roussinos kommentierte dazu: «Statt der von vielen befürchteten Eskalation hatte Nasrallahs mit Spannung erwartete Rede heute eher den Ton eines Schlägers, der geradezu darum fleht, um von einem Kampf abgehalten zu werden, an dem er nicht teilnehmen möchte.» Auch der Ölpreis gab nach der deeskalierenden Rede ein paar Dollar nach.

Israel verspottet Nasrallah

Der israelische Regierungssprecher Eylon Levy verhöhnte den Hisbollah-Chef in einer ersten Reaktion: «Wir haben uns Hassan Nasrallahs lange und weitschweifige Rede angehört», zitiert ihn die «Times of Israel». «Ich gebe zu, sie war so langweilig, dass ich nicht weiss, ob sein Redenschreiber bei den jüngsten israelischen Armeeangriffen auf die Hisbollah im Norden getötet wurde.»

Nasrallah hatte seine Rede von einem geheimen Ort aus auf Bildschirme übertragen lassen. Levy hielt Nasrallah Feigheit vor. Der habe sich nicht selbst auf eine Bühne gewagt: «Er hat sich wie ein Feigling in einem Bunker versteckt.» Und mit scharfen Worten doppelte Levy nach: «Wenn ich eine einstündige Rede halten würde, um die pädophilen Vergewaltiger der Hamas zu verteidigen, hätte ich auch Angst, mein Gesicht in der Öffentlichkeit zu zeigen.»

Waffenruhe erst nach Freilassung aller Geiseln

Dieses Israel hält nach minuziöser Vorbereitung der Gaza-Bodenoffensive eisern an seiner Strategie der Auslöschung der Hamas fest. Auch auf Drängen aus den USA, eine humanitäre Feuerpause einzulegen, geht der israelische Premierminister Benjamin Netanyahu (74) nicht ein.

Am Freitag erklärte Netanyahu, seine Regierung lehne eine Waffenruhe im Gazastreifen ab, solange die Hamas nicht alle Geiseln freilässt.

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