Kim testet Interkontinental-Rakete
«Kann Ziele auf der ganzen Welt treffen»

Nordkorea hat erneut eine Rakete getestet. Laut eigenen Angaben handelte es sich um eine Interkontinentalrakete. Russland glaubt kein Wort.
Publiziert: 04.07.2017 um 03:49 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 10:45 Uhr

Nordkorea provoziert weiter: Trotz Warnungen und Aufrufen zum Dialog durch seine Nachbarn und die USA zündete die Diktatur am Montag eine Rakete. Das Geschoss startete nahe der Grenze zu China im Westen des Landes und flog über 930 Kilometer weit.

Am Dienstag schockierte Kim Jong Un die Welt mit einer erschreckenden Mitteilung: Beim Geschoss habe es sich um eine Interkontinentalrakete (ICBM) gehandelt – Damit habe der Staat die Möglichkeit, überall auf der Welt Ziele zu treffen, teilte das staatliche Fernsehen mit.

Die Rakete des Typs Hwasong-14 sei in einer Höhe von 2800 Kilometern geflogen und habe das Ziel im Japanischen Meer nach 39 Minuten exakt getroffen. Machthaber Kim Jong Un habe den Test persönlich überwacht, teilte eine Moderatorin im traditionellen Kostüm in einer Sonderankündigung des staatlichen Fernsehens mit.

Flog 930 Kilometer weit: Hwasong-14-Rakete.
Foto: AP

Russland glaubt kein Wort

Nordkorea lüge, sagt derweil das russische Verteidigungsministerium. Moskau gehe davon aus, dass lediglich eine Mittelstreckenrakete erprobt worden sei, meldete die Nachrichtenagentur RIA. Das Geschoss habe nur eine Höhe von 535 Kilometer erreicht und sei etwa 510 Kilometer weit geflogen. Für Russland habe der Test keine Bedrohung dargestellt.

Mit diesen Daten würde Kim Jong Uns neueste Rakete nicht als Interkontinentalrakete gelten: Sie müsste eine Reichweite von mindestens 5500 Kilometern erreichen. Üblicherweise werden derartige Geschosse mit Atomsprengköpfen bewaffnet und folgen nach Verlassen der Erdatmosphäre einer ballistischen Flugbahn. Der US-Sicherheitsexperte David Wright schrieb in einem Blogbeitrag, die getestete Rakete könne eine Reichweite von etwa 6700 Kilometern erzielen. Das würde ausreichen, um Alaska zu erreichen.

UNO-Resolutionen verbieten Nordkorea den Test ballistischer Raketen. Experten zufolge ist die Diktatur allerdings noch Jahre davon entfernt, eine Interkontinentalrakete mit einem nuklearen Sprengkopf bestücken zu können.

Propaganda-Bild: Hier soll Kim Jong-un den Start der Hwasong-14-Rakete verfolgen.
Foto: AP

«Hat der Typ nichts Besseres zu tun?»

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US-Präsident Donald Trump erklärte auf Twitter, es sei schwer zu glauben, dass Südkorea und Japan sich weiter damit abfinden würden. Er frage sich, ob dieser Typ nichts Besseres in seinem Leben zu tun habe, als Raketen starten zu lassen. Trump spielte damit offenbar auf den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un an. «Vielleicht wird China erhebliche Massnahmen gegen Nordkorea ergreifen, um diesen Unsinn ein für alle Mal zu beenden.»

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Japan will mehr Druck machen

Tokio warf der isolierten Führung in Pjöngjang Provokation vor und erklärte, zusammen mit den USA und Südkorea mehr Druck auf Nordkorea ausüben zu wollen. Ministerpräsident Shinzo Abe rief zugleich die Präsidenten Chinas und Russlands, Xi Jinpin und Wladimir Putin auf, beim G-20 Gipfel am kommenden Wochenende in Hamburg eine «konstruktive» Rolle im Konflikt mit Nordkorea zu spielen. In Südkorea berief Präsident Moon Jae In nach dem Raketentest im Nachbarland - wie üblich in diesen Fällen - den nationalen Sicherheitsrat der UNO ein.

Der Streit mit dem kommunistisch regierten Nordkorea gilt als einer der weltweit gefährlichsten Konflikte. Die Lage in der Region ist nach mehreren Tests ballistischer Raketen durch das kommunistische Regime, darunter Mittelstreckenraketen, sowie Marschflugkörpern in den vergangenen Monaten sehr angespannt.

Ballistische Raketen sind in der Regel Boden-Boden-Flugkörper, die je nach Bauart konventionelle, biologische, chemische oder sogar atomare Sprengköpfe ins Ziel befördern können. Nordkorea arbeitet nach eigenen Angaben auch an der Entwicklung von Langstreckenraketen, die bis in die USA getragen werden könnten.

Drohungen aus den USA

US-Präsident Trump hatte bei einem Treffen mit dem südkoreanischen Präsidenten in der vergangenen Woche erneut scharfe Worte an Pjöngjang gerichtet. Das «Zeitalter der strategischen Geduld» mit Nordkorea sei vorüber, dieser Ansatz sei gescheitert, sagte er in Anspielung an die Politik seines Vorgängers Barack Obama.

Zugleich betonten Trump und Moon, dass die Tür zum Dialog mit Pjöngjang «unter den richtigen Umständen» nach wie vor offen sei. Trump hatte mehrfach mit Alleingängen im Konflikt um das Atomprogramm Nordkoreas gedroht und auch militärische Aktionen nicht ausgeschlossen. Zugleich setzt Washington auf China, dem traditionellen Verbündeten Nordkoreas. Peking ruft die Parteien in dem Konflikt regelmässig zu Verhandlungen auf. (SDA/kra)

Wie bedrohlich ist Kim Jong Uns Waffenarsenal wirklich?

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