Stromausfälle, Hunger und Pfannen-Proteste
Was ist eigentlich in Kuba los?

Kuba steckt in einer dunklen Krise. In den letzten Tagen war die ganze Insel wegen Stromausfällen ohne Licht. Es gibt einen Mangel an Nahrungsmitteln, Wasser und Benzin. Auch der Tourismus steckt in der Krise, und die Unzufriedenheit mit der Regierung wächst.
Publiziert: 22.10.2024 um 19:51 Uhr
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Aktualisiert: 22.10.2024 um 20:09 Uhr
Kubaner benutzen Kochtöpfe, um während der dritten Nacht eines landesweiten Stromausfalls in Havanna Strom zu verlangen.
Foto: AFP

Auf einen Blick

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Daniel JungRedaktor News

Traumhafte Strände, Oldtimer-Autos, feiner Rum, edle Zigarren und die Musik des Buena Vista Social Clubs: Kuba kann wunderschön sein. Doch der sozialistisch regierte Inselstaat mit seinen rund zehn Millionen Einwohnern befindet sich seit längerem in der Krise. Zuletzt lag die ganze Insel wegen eines riesigen Stromausfalls während vier Nächten im Dunklen. Blick erklärt, was in Kuba gerade los ist.

Der verstorbene Führer der kubanischen Revolution, Fidel Castro (1926–2016), nannte Kuba einst «das sicherste Land der Welt». Aber immer mehr Kubaner beginnen, über die Kriminalität auf ihren Strassen zu sprechen. Die zunehmende Gewalt ist keineswegs das einzige Problem, mit dem das Land aktuell zu kämpfen hat.

Was ist zuletzt passiert?

Der tropische Wirbelsturm «Oscar» hat am Sonntag im Osten Kubas mindestens sechs Todesfälle und schwere Schäden verursacht. Er hat damit die Situation nochmals verschlimmert.

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Am Freitag war das völlig marode Stromnetz auf Kuba zusammengebrochen.
Foto: keystone-sda.ch

Denn bereits am Freitag war das völlig marode Stromnetz auf Kuba zusammengebrochen. Nach Angaben des Präsidenten Miguel Díaz-Canel (64) ist landesweit bislang erst gut ein Drittel der Elektrizitätsversorgung wiederhergestellt worden.

Was wird dagegen unternommen?

Am Freitag hatte Premierminister Manuel Marrero Cruz (61) einen Energienotstand ausgerufen. Nicht lebensnotwendige Dienstleistungen wurden ausgesetzt, Schulen geschlossen, ebenso gewisse Industriebetriebe.

Was war die Ursache?

Am Freitag war das Ölkraftwerk «Antonio Guiteras» in der Nähe der Hauptstadt Havanna vom Netz gegangen – das grösste Kraftwerk des Landes. Dies führte zu einem Totalausfall des Stromnetzes, da andere Kraftwerke wegen ihres schlechten Zustands bereits ausser Betrieb waren. 

Insgesamt werden rund 90 Prozent der kubanischen Stromerzeugung mit Öl betrieben. Der kubanische Premierminister machte die durch die Hurrikan-Saison verschärfte Treibstoffknappheit verantwortlich.

Gibt es längerfristige Probleme?

Kuba steckt in einer der schwersten Wirtschaftskrisen seit der Revolution um Fidel Castro von 1959. Nach Schätzungen von Analysten produziert Kuba etwa 40'000 Barrel Öl pro Tag, verbraucht aber dreimal so viel. Es ist also auf Importe angewiesen, um das Stromnetz am Laufen zu halten.

Das Problem dabei: Venezuela, ein sozialistischer Verbündeter, der jahrzehntelang Kubas wichtigster Energielieferant war, hat inmitten seiner eigenen Wirtschaftskrise die Lieferungen gekürzt. Auch Mexiko und Russland liefern weniger. Schon seit Monaten kam es dadurch zu Stromausfällen.

Wem gibt die Regierung die Schuld?

Die autoritär regierenden Kommunisten machen die amerikanischen Sanktionen verantwortlich. Präsident Miguel Díaz-Canel schrieb auf X, der «Wirtschaftskrieg» der USA sei die Hauptursache für Kubas Energiekrise. Das US-Handelsembargo gegen Kuba, das seit mehr als 60 Jahren besteht, erschwert es dem Land, Treibstoff und Lebensmittel zu importieren.

Was heisst das für den Tourismus?

Der Tourismus in Kuba hat sich noch nicht von der Covid-Pandemie erholt. Die Zahl der Touristenankünfte lag in den letzten Jahren deutlich unter den rund 4 Millionen aus dem Jahr 2019. 

Und die Aussichten sind trübe. Gemäss den Reisehinweisen des Aussendepartements EDA ist die soziale und politische Lage in Kuba schon länger sehr angespannt. Neben Stromausfällen warnt das EDA auch vor dem Unfallrisiko auf den Strassen, Engpässen bei Gütern des täglichen Bedarfs und Medikamenten. «Die Kriminalitätsrate nimmt zu», so das EDA. 

Könnte die Krise politische Konsequenzen haben?

Reuters-Journalisten wurden am Wochenende am Stadtrand von Havanna Zeugen mehrerer «Cacerolazos» – eine lautstarke Protestform, wobei dabei Pfannen zum Lärmen verwendet werden. Demonstranten, die über den Mangel an Lebensmitteln, Wasser und Strom verärgert waren, blockierten auch Strassen.

Zahlreiche Menschen sind verzweifelt. Viele versuchen, von der Insel zu fliehen. Gemäss «New York Times» haben in den letzten zwei Jahren bereits 2 Millionen Menschen, also fast 20 Prozent der Bevölkerung, das Land verlassen.

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