Auf einen Blick
- Unwetter-Alarm in Spanien
- Kaltlufttropfen verursacht Wetter-Chaos mit starken Winden und Regen
- Über 140 wetterbedingte Vorfälle auf Mallorca
- Mehr als 60 Tote in der Provinz Valencia
Spanien ist für seine freundlichen Temperaturen bekannt. Egal ob in Barcelona, Malaga oder auf Mallorca: Wer das spanische Festland und seine Inseln besucht, stellt sich auf Sonne ein. Zum Oktoberausklang dürften Ferienreisende allerdings enttäuscht werden. Es herrscht Unwetter-Alarm!
Besonders traf es die Ostküste. Der spanische Wetterdienst Aemet hob die Unwetterwarnung rund um die Grossstadt Valencia auf die höchste, «rote» Warnstufe an. An der Costa Blanca galt die gelbe Warnstufe. Bedeutete: Starkregen, Sturmböen von teils über 100 Kilometern pro Stunde und Gewitter.
Videos in den sozialen Medien zeigten heftige Überschwemmungen in der Provinz Valencia. Mehr als 62 Todesopfer wurden von den Rettungskräften gezählt. Die Zahl könnte noch weiter steigen. Autos und Bäume wurden von den Fluten mitgerissen. Auch in Andalusien wurden die Warnungen ausgedehnt und angehoben. Erst am Donnerstag zieht das Unwetter langsam weiter nach Portugal.
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Dieses Wetterphänomen sorgt für Wetter-Chaos in Spanien
Schuld an dem Wetter-Chaos ist ein sogenannter Kaltlufttropfen, bei dem sich ein Höhentief von der Hauptströmung der Atmosphäre ablöst und sich eigenständig weiterentwickelt. Das Wetterphänomen tritt vor allem bei hohen Wassertemperaturen auf, wie sie für das Mittelmeer typsich sind, und wird auch Dana genannt, was die Abkürzung für «depresión aislada en niveles altos» («Isoliertes Tief in hohen Schichten») ist. Es zeichnet sich durch starke Winde, intensive Niederschläge und Unwetter aus. An der Küste muss zudem mit hohen Wellen gerechnet werden.
Kaltlufttropfen entstehen in grosser Höhe von etwa fünf bis zehn Kilometern und sind deshalb nur schwer vorhersehbar. Da der «Tropfen» sehr weit oben liegt, melden die Wetterinstrumente am Boden oftmals keine Auffälligkeiten, während es am Himmel gewittert.
Die Folge: An Land kann es an einem Ort nur leicht tröpfeln, während es einige Kilometer weiter ohne Ende regnet. Insbesondere auf hoher See sind Kaltlufttropfen gefährlich, weil durch sie die Windrichtung ständig dreht.
Bei der Entstehung des isolierten Höhentiefs spielt der Jetstream, der starke Windstrom in grossen Höhen, eine entscheidende Rolle. Wenn der Jetstream kalte Polarluft zu weit nach Süden schiebt und ein Teil dieser kalten Luft von der Hauptströmung abgeschnitten wird, entsteht das isolierte Höhentief. Aufgrund ihrer Dichte sinkt die Kaltluft dann ab und trifft auf wärmere Luftmassen am Boden, was zu der starken Instabilität führt, die charakteristisch für das Wetterphänomen ist. Treffen die Luftmassen auf natürliche Barrieren wie die Pyrenäen, entlädt sich der Kaltlufttropfen mit maximaler Kraft an der Küste. Der Klimawandel spielt dabei auch eine Rolle. Er verstärkt solche Wetterextreme.
Porto Cristo auf Mallorca überschwemmt
Auch die beliebte Ferieninsel Mallorca wurde am Wochenende und zu Beginn dieser Woche vom Dana überrascht. Ohne jede Vorwarnung der Wetterdienste kam es dort zu sturzbachartigen Regenfällen. Ganze Strassen verwandelten sich in reissende Flüsse. Besonders betroffen war der bei Touristen beliebte Ostküstenort Porto Cristo.
Wie das «Mallorca Magazin» unter Berufung auf den balearischen Notfalldienst berichtete, wurden innert weniger Stunden mehr als 140 wetterbedingte Vorfälle registriert, davon etwa 50 Überflutungen von Kellerräumen und 40 überschwemmte Strassen. Fünf Menschen mussten von der Feuerwehr gerettet werden. Sie waren in ihren Autos von den Fluten überrascht worden.
«Es war ein regelrechtes Chaos», erzählte eine Augenzeugin der Zeitung «Ultima Hora». Als sie zur Arbeit in einem Restaurant an der Strandpromenade kam, «waren sämtliche Möbel, von Stühlen über Tische bis hin zu Sofas, bereits ins Meer gespült worden.» Eine Anwohnerin sagte dem Blatt zudem: «Ich lebe seit über 50 Jahren hier, aber so etwas habe ich noch nie erlebt.» Jetzt laufen die Aufräumarbeiten. Auf Mallorca gilt weiterhin die Warnstufe Gelb, allerdings nicht wegen Regens, sondern wegen starken Windes und hohem Wellengang.