«Einziger Verzicht? Der geschlossene Pool»
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Corona-Vorbild Island:«Einziger Verzicht? Der geschlossene Pool»

Stefan Michel (35) aus Bassersdorf ZH führt auf Island ein Hotel mit Restaurant
«Einziger Verzicht? Der geschlossene Pool»

Stefan Michel lebt seit fünf Jahren auf Island. Und wundert sich über die Corona-Fallzahlen in der Schweiz.
Publiziert: 28.11.2020 um 00:24 Uhr
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Aktualisiert: 28.11.2020 um 12:03 Uhr
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Distanz geht auf Island recht problemlos: Stefan Michel bei einer Outdoor-Tour in seiner Wahlheimat.
Foto: zVg
Protokoll: Fabienne Kinzelmann

«Die Isländer sind nach Vulkanausbrüchen und der Finanzkrise krisenerprobt. Unser grosser Corona-Vorteil ist sicher, dass wir eine kleine, spärlich bewohnte Insel sind.

In meinem 900-Einwohner-Dorf zum Beispiel hat man Corona kaum mitbekommen. Erst in den letzten zwei Monaten, seit wir Masken anlegen müssen, spürt man es ein bisschen mehr.

Schade ist, dass der lokale Swimmingpool seit Mitte Oktober zu ist. Der Swimmingpool mit heisser Quelle ist sehr wichtig für die Isländer. Das ist das Einzige, was wirklich ein Einschnitt ist. Denn das ganze Dorf ist da jeden Tag hingegangen, um sich zu treffen. Und klar, unser Hotel ist geschlossen.

Im Sommer waren wir praktisch coronafrei und hatten genügend Binnentouristen. Bei uns im Haus haben wir sogar Konzerte mit hundert Leuten veranstaltet. Jetzt sind aber Versammlungen auf zehn Personen begrenzt, und es fehlen internationale Touristen.

Die Zahlen sind zwar schon tief, aber die Isländer wollen sie noch ein bisschen tiefer bekommen, damit Weihnachten sorglos wird. Ich fliege dann wahrscheinlich auch trotz allem heim und weiss noch gar nicht, was mich erwartet.

Beobachtet man die Situation in der Schweiz, hat man das Gefühl, dass es wirklich dramatisch ist. Ich bin es gar nicht gewohnt, dass die Schweiz in einem internationalen Vergleich so schlecht dasteht.

Hier gibt es drei Wissenschaftler, die sagen, wie wir uns benehmen müssen – und das machen wir. Das ganze Land steht dahinter. Man versucht zusammen, gegen das Coronavirus vorzugehen, damit wir die Freiheiten zurückbekommen, die wir gewohnt sind.»

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