Auf einen Blick
- Türkei hält Staatstrauer nach Hotel-Brand mit mindestens 76 Todesopfern
- Hotel-Besitzer und acht weitere Personen im Zusammenhang mit Feuer festgenommen
- 20 Verletzte im Spital, zehn weitere konnten die Klinik verlassen
Nach dem verheerenden Hotel-Brand mit mindestens 76 Todesopfern in einem türkischen Skigebiet hat die Türkei am Mittwoch Staatstrauer eingehalten. 20 Verletzte lagen nach Behördenangaben weiter im Spital, zehn weitere konnten die Klinik nach Angaben der Gesundheitsbehörden wieder verlassen. In der Ruine des schwerbeschädigten Hotels Grand Kartal in Kartalkaya im Norden des Landes ging die Suche nach möglichen weiteren Opfern weiter.
Bei dem Brand in dem Ski-Hotel inmitten der türkischen Winterferien waren in der Nacht zum Dienstag ganze Familien ums Leben gekommen. Am Mittwoch sollten bereits erste Opfer bestattet werden, darunter ein Ehepaar mit seinen drei Kindern. Präsident Recep Tayyip Erdogan (70), der die Staatstrauer ausgerufen hatte, wurde zur Beisetzung von sieben Angehörigen eines örtlichen Vertreters seiner AKP-Partei in der Provinzhauptstadt Bolu erwartet.
Welche Rolle spielte die Nachlässigkeit der Behörden?
Am Dienstag waren der Hotel-Besitzer und acht weitere Menschen im Zusammenhang mit dem Feuer festgenommen worden. Überlebende hatten geklagt, es habe keinen Feueralarm und nicht genügend Fluchtwege sowie keine Rauchmelder gegeben. Die Hoteldirektion drückte in einer in der Nacht zum Mittwoch veröffentlichten Erklärung ihren «Schmerz» aus und versicherte, sie arbeite mit den Behörden bei der Aufklärung des Unglücks zusammen.
Laut dem türkischen Tourismusministerium hatte es in dem Hotel zuletzt im vergangenen Jahr eine «Überprüfung» durch die Feuerwehr gegeben. Die örtliche Verwaltung und das Ministerium wiesen einander die Verantwortung dafür zu, dass das «Grand Kartal» als brandschutzkonform eingestuft worden war. «Nicht das Feuer, sondern Nachlässigkeit» sei für die hohe Opferzahl verantwortlich, schrieb die regierungsfreundliche Zeitung «Hürriyet» am Mittwoch. Das Feuer war in der Nacht zum Dienstag aus ungeklärten Gründen in einem Restaurant in der vierten Etage des zwölfstöckigen Gebäudes ausgebrochen und hatte sich rasend schnell ausgebreitet.
Tourismusminister weist Vorwürfe zurück
Augenzeugen berichteten türkischen Medien übereinstimmend, dass etwa der Feueralarm nicht funktionierte und es keine Feuerlöscher gegeben habe. Die Feuerwehr musste zudem erst vom rund 40 Kilometer entfernten Stadtzentrum im nordwesttürkischen Bolu zu dem in den verschneiten Bergen liegenden Hotel anrücken.
Die grösste Oppositionspartei CHP warf der islamisch-konservativen Regierung vor, im Jahr 2012 Brandschutzvorgaben gelockert zu haben. Sie kritisierte in einer Anfrage an das Tourismusministerium, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, zudem, dass in dem Hotel keine Sprinkleranlage eingebaut war, obwohl dies Pflicht sei. Dadurch habe sich das Feuer schneller ausbreiten können und zu höheren Opferzahlen geführt. Das Tourismusministerium äusserte sich auf Anfrage der dpa zunächst nicht.
Tourismusminister Mehmet Nuri Ersoy (57) hatte bereits am Dienstag die Verantwortung der Regierung zurückgewiesen und sah die lokale Feuerwehr in der Pflicht. Auch Vorwürfe, dass es keine Feuertreppen gegeben habe, wies der Minister zurück.
Die Arbeiten am Ort des Unglücks gingen unterdessen weiter. Die Katastrophenschutzbehörde Afad und die Feuerwehr durchkämmten das Hotel erneut, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete. Weil in dem Gebäude vor allem Holz verbaut wurde, bestehe Einsturzgefahr. Das Dach des zwölfstöckigen Hotels sei stark beschädigt und der Sportbereich im unteren Stockwerk vollständig abgebrannt.