Er sitzt in einem der einem Gefängnis in den Bergen von Colorado, einer der am besten gesicherten Haftanstalten der USA. Der mexikanische Drogenboss Joaquín «El Chapo» Guzmán (65) soll dort für immer weggesperrt bleiben.
«El Chapo» ist der Gründer des mexikanischen Drogenkartells Sinaloa. Er galt zeitweise als einer der meistgesuchten Verbrecher der Welt. 2019 wurde er von einem New Yorker Gericht unter anderem wegen Drogenhandels, Geldwäsche und Waffenvergehen zu lebenslanger Haft verurteilt.
Die Haftbedingungen in den USA sind offenbar zu viel für den einst knallharten Kartell-Chef. Er hat ein «SOS» an Mexikos Staatschef Andrés Manuel López Obrador (69) gesandt. «In den sechs Jahren, in denen Joaquín in den USA ist, hat er nicht die Sonne gesehen», erklärte El Chapos in Mexiko ansässiger Anwalt José Refugio Rodríguez. Dies wirke sich auf die körperliche und die psychische Gesundheit von «El Chapo» aus. Der gab bei seiner Festnahme 2014 an, 2000 bis 3000 Menschen auf dem Gewissen zu haben.
Mexiko-Präsident prüft den Hilferuf von «El Chapo»
Anwalt Rodríguez erläuterte in einem Interview mit dem Sender Radio Formula, Guzmán dürfe seine Zelle nur drei Mal pro Woche verlassen, um sich in einem kleinen Bereich zu bewegen. Ausserdem bekomme er weniger Besuche und Telefonanrufe als andere Insassen. Sein Mandant leide wegen der Haftbedingungen unter «psychischen Qualen», sagte Rodríguez auf Radio Formula.
Der Hilferuf des Drogenbosses hat offenbar Mexikos Präsidenten bewegt. Er hat angekündigt, den Hilferuf von «El Chapo» zu prüfen. Vor allem gehe es um die Menschenrechte, sagte der Staatschef. «Man muss immer die Tür offenhalten, wenn es um Menschenrechte geht», fügte er mit Blick auf den von «El Chapo» geäusserten Rückkehr-Wunsch nach Mexiko hinzu.
Viele Tote bei Verhaftung
Auch der Sohn des 65-Jährigen ist gross im Drogen-Geschäft. Ovidio Guzmán, Spitzname «El Raton» (Die Maus) war bereits im Oktober 2019 ein erstes Mal in Culiacán vorübergehend festgenommen worden. Damals wurde er wieder freigelassen, nachdem Kartellmitglieder in Culiacán sich Strassenkämpfe mit Sicherheitskräften geliefert hatten. Mehrere Menschen wurden damals getötet, das öffentliche Leben kam völlig zum Erliegen.
Anfang Januar wurde er in Mexiko verhaftet. Bei der Festnahme wurden nach Regierungsangaben 29 Menschen getötet. Bei den Todesopfern handele es sich um zehn Militärangehörige und 19 «Gesetzesbrecher», sagte Verteidigungsminister Luis Cresencio Sandoval (62). Ovidio Guzmán war im Norden Mexikos verhaftet worden, anschliessend hatten sich mutmassliche Mitglieder von Guzmáns Drogenkartell heftige Feuergefechte mit Sicherheitskräften geliefert. Die USA hatten bis zu fünf Millionen Dollar Belohnung für Hinweise zu seiner Festnahme ausgesetzt.
Eine rasche Auslieferung Ovidio Guzmáns an die USA schloss Aussenminister Marcelo Ebrard (63) aus. Dem 32-Jährigen solle in Mexiko der Prozess gemacht werden. (AFP/jmh)